„Er ist Deutscher!“ : Wieder kein Papst aus Afrika
AUS JOHANNESBURGMARTINA SCHWIKOWSKI
Südafrikas katholische Bischofskonferenz hofft, der neue Papst werde die von Johannes Paul II. geleistete Friedensarbeit in der Welt weiterführen. „Diese Wahl war keine Überraschung“, sagt Vater Efrem Treshold in Pretoria. „In diesem Fall hat sich das Sprichwort nicht bewahrheitet, dass jemand, der als Papst in die Wahl geht, als Kardinal herauskommt. Joseph Kardinal Ratzinger war der klare Favorit.“ Es sei unrealistisch gewesen, auf einen afrikanischen Papst zu hoffen, sagt Treshold. Obwohl Ratzinger Afrika nie besucht habe, sei er erster Ratgeber für den „Reise-Papst“ gewesen. „Wir hoffen, er verfolgt den gleichen Ansatz und macht sich stark für Schuldenerlass, führt Friedensgespräche in Konfliktzonen und baut Brücken zwischen den religiösen Führern“.
Ein „weißer Papst“ bedeute nicht weniger Unterstützung im Kampf gegen HIV/Aids und Armut auf dem Kontinent. Denn es komme auf die Geisteshaltung des Papstes an – ob er offen für diese Probleme ist. „Es hätte auch ein afrikanischer Papst gewählt werden können, der westlicher orientiert ist als ein Weißer“, sagt Treshold. Angesichts des Alters von Benedikt XVI. sagt Treshold, es handele sich um einen Übergangspapst, der vom Erbe seines Vorgängers nicht abweichen werde. Vielleicht sei danach die Zeit reif für einen afrikanischen oder lateinamerikanischen Papst.
Der anglikanische Erzbischof Desmond Tutu, der einen afrikanischen Papst favorisiert hatte, sagte, diese Forderung sei eine eher zugespitzte Art zu sagen, der neue Papst und die katholische Kirche müssten sich stärker um ihre wachsende Anhängerschaft in der Dritten Welt kümmern, Frauen zur Weihe zulassen und Kondome im Kampf gegen HIV/Aids zulassen. In Afrika gibt es 130 Millionen Katholiken, das sind allerdings etwa 16 Prozent der Bevölkerung des Kontinents.