Elite-Förderung : Kritische Wissenschaft lohnt sich
Die Freie Universität (FU) hat’s geschafft, die eigentlich als Favoritin gehandelte Humboldt-Uni nicht. Ausgerechnet Berlins meistgescholtene Uni gehört zu den Top Ten aller deutschen Hochschulen und darf sich nun auf besonders hohe Mittel aus dem Elitefördertopf der Bundesregierung freuen. Über diese Entscheidung zeigen sich viele überrascht, muss die FU doch seit Jahren gegen den schlechten Ruf kämpfen, sie sei eine von 68er-Idealisten kaputt betriebene Massenuni – eine Fehleinschätzung, wie sich nun zeigt.
KOMMENTARVON FELIX LEE
Dabei ist die Entscheidung kein Zufall. Während Senat, Bildungspolitiker und auch der eigene Unipräsident jahrelang insbesondere die sozialwissenschaftlichen Fachbereiche stiefmütterlich behandelt haben, genießen diese Fachbereiche im internationalen Vergleich seit langem ein hohes Ansehen.
Die Absolventen des John-F.-Kennedy-Instituts können sich ohne weiteres mit Forschern aus Oxford, Paris und Harvard messen. Das Otto-Suhr-Institut zählt zum Weltmeister im Anwerben von Drittmittel. Dass sie diese Fördergelder bekommen, hängt ganz sicher nicht nur mit der Antragswut zusammen, sondern hat auch was mit der wissenschaftlichen Qualität zu tun. Genau diese Fachbereiche haben nun zur Nominierung beigetragen.
Die FU ist für die Nominierung zu beglückwünschen. Doch wenn sich nun Bildungspolitiker jeglicher Couleur der allgemeinen Lobhudelei anschließen, sollten sie nicht vergessen, wem sie den Erfolg zu verdanken haben. Und dazu gehört auch, die stark gebeutelten Sozialwissenschaften der anderen Universitäten mit den notwendigen finanziellen Mitteln auszustatten. Kritische Wissenschaft zahlt sich eben nicht nur in finanzieller Hinsicht aus.