Elektroscheiss & Subversion : Nichtig und klein
Nils Schuhmacher
„Scheiß auf Alfred und die Bande. Punkrock ist der Herr im Lande“. Die Buttocks wussten, woher der Wind weht und aus welcher Richtung die Gefahr droht, als sie Alfred Hilsberg vor über 30 Jahren diese Zeilen widmeten. Auf seinem Zick-Zack-Label veröffentlichte er nämlich weniger die rotzige Fraktion des gerade aufkommenden Punk, sondern dessen avantgardistisches, experimentelles Standbein, oder eben kurz gesagt: den „Elektroscheiß“. Darunter fiel auch Holger Hiller, als Mitgründer von Palais Schaumburg wie als Solokünstler nun auch schon ein, zwei, drei Jahrzehnte dabei. Wichtigste Gerätschaft von Beginn an: der Sampler. Zentrale Eigenheiten: unbedingte Rythmusorientierung, Minimalismus, eine dadaistische Infantilisierungsstrategie, durch die alles, was anderen äußerst wichtig erscheint (siehe oben), plötzlich und verlässlich nichtig und klein gerät. So, 22. 9., 21 Uhr, Golden Pudel Club
„Ich habe die Nerven gesehen und es war furchtbar“, heißt es auf T-Shirts, die die gleichnamige Band selbst produziert hat. Natürlich ist das punkmäßiges Understatement oder ein Hinweis auf unterschiedliche Geschmäcker oder eben beides bzw. etwas ganz anderes. Auch ansonsten bewegt sich die aus dem beschaulichen Esslingen stammende Band recht geschickt zwischen Ignoranz gegenüber den musikalischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte und der Fähigkeit, allgemeine Sattheit und Desorientierung textlich und musikalisch aufzunehmen. Kein Zufall ist es sicherlich, dass der Musikpresse die stilistisch unpassenden Tocotronic einfielen, die auch zur richtigen Zeit auf der Bildfläche auftauchten. Von einer „neuen Musikergeneration“ und einer „musikalischen Antwort auf die Krise“ war auch schon in der taz die Rede. Mag sein. Zunächst aber gilt festzuhalten: Hier rumpelt es im Vorwärtsgang und man wird mit subversiven Untertönen statt in gängiger Eindimensionalität mal so richtig fruchtbar durchgespült. So, 30. 9. 20 Uhr, Molotow