: ETA spielt wieder Sittenwächter / "Drogenhändler" erschossen
ETA spielt wieder Sittenwächter
„Drogenhändler“ erschossen
Madrid/Berlin (dpa/taz) - Innerhalb von zwei Wochen ist in der baskischen Ortschaft Elgoibar bei San Sebastian ein weiterer, von der Untergrundorganisation ETA des Drogenhandels bezichtigter Unternehmer erschossen worden. Der 42jährige Francisco Javier Zabaleta wurde nach Angaben der Polizei am späten Montagabend auf der Straße von zwei jungen Männern mit zwei Schüssen in den Kopf getötet, als er von seiner gewohnten Kneipentour nach Hause kam. Zabaleta war ein enger Freund des am 25. Mai in derselben Stadt erschossenen Restaurantsbesitzer Sebastian Aizpiri. Beide waren von ETA-Kreisen offen des Drogenhandels beschuldigt worden, hatten dies jedoch strikt zurückgewiesen und vergebens Beweise für die Beschuldigung verlangt. Die Rolle des Sittenwächters maßt sich die ETA an, weil sie davon ausgeht, daß über das gezielte Einschleusen von harten Drogen der politische Widerstand der Jugendlichen geschwächt werden soll.
In der baskischen Ortschaft Elgobar, wo Aizpiri ein Restaurant besaß, demonstrierten am vergangenen Donnerstag laut Angaben der Madrider Tageszeitung „El Pais“ 4.000 Personen gegen die ETA. Abgesehen vom linksnationalistischen Bündnis „Herri Batasuna“, das dem bewaffneten Untergrund nahesteht, riefen sämtliche Parteien zum Protest auf. Angehörige des Erschossenen gehen davon aus, daß Aizpiri nicht wegen Drogendeal den Kugeln der ETA zum Opfer fiel, sondern weil er sich geweigert habe, die „revolutionäre Steuer“ zu entrichten, die die Untergrundorganisation zahlreichen baskischen Unternehmern auferlege.
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