Dr. Pong : Rundlauf-Gesetze
Tischtennis ist ein schöner Sport: kurzweilig und durchaus anstrengend. Wie alle Spielsportarten, die besonders Spaß machen – Fußball, Tennis, Volleyball, Eishockey etwa –, erfordert Tischtennis einen gewissen Organisationsaufwand. Man braucht geeignete Orte, Geräte und vor allem Partner. Wie gut, dass einem das Dr. Pong in der Eberswalder Straße in Prenzlauer Berg das Organisieren abnimmt.
Hübsch ist die Kneipe nicht: fahles Licht, zusammengewürfeltes Mobiliar, graue Wände und Böden. Aber das macht nichts. Denn im vorderen Raum steht der Star des Abends: eine passable Tischtennisplatte mit ausreichend Platz drumherum. Dazu gibt es Tischtenniskellen zum Ausleihen, kaltes Bier und nette Musik wechselnder DJs. Und Mitspieler. Nur der Rauch stört. Das Niveau der Mitspieler reicht von Leuten, die das erste Mal einen Schläger in der Hand halten, bis zu Vereinsspielern. Entsprechend differenziert sind die ungeschriebenen Gesetze beim Chinesisch spielen – manche nennen es Rundlauf. Zu Beginn jeder Runde geht es nur darum, den Ball im Spiel zu halten, schöne Schnitte oder Schmetterbälle sind verpönt. Das ist die schwierigste Phase: Es gilt, auch bei einfachen Bällen die Konzentration hochzuhalten, um keinen Fehler zu machen und dem Endspiel näher zu kommen. Sind nur noch vier, fünf Spieler am Tisch, zieht das Niveau an. Nun muss man sich beeilen und schwierige Bälle parieren, man darf aber auch schon mal gegen den Lauf der Gegner spielen. Im Endspiel, bei dem nach fünf Gewinnpunkten Schluss ist, ist dann endlich alles erlaubt.
Leider tauchen regelmäßig Touristengruppen auf. Gegen 23 Uhr wird es oft so voll, dass selbst Rundlauf keinen mehr Spaß macht. Als ökonomisch denkender Besucher – der Laden muss sich ja rechnen – jammere ich aber nicht, sondern gehe. Nicht allzu spät ins Bett zu kommen hat auch etwas. RICHARD ROTHER