: Dolgenbrodt: Polizei holt Reichskriegsflagge ein
■ taz-Recherche wird Thema im Landtag
Potsdam (taz) – Die Reichskriegsflagge in Sichtweite des niedergebrannten Asylbewerberheims im Dorf Dolgenbrodt südlich von Berlin wurde gestern von der Polizei eingeholt, nachdem sie am Vortag allen Fotografen und Kamerateams ein dankbares Motiv gewesen war. Am 28. September wird sich nun auch der brandenburgische Landtag in einer aktuellen Stunde mit dem Anschlag auf das Heim und dem Rechtsextremismus befassen.
Dolgenbrodt sah sich von Journalisten geradezu belagert, nachdem die taz bekanntgemacht hatte, daß Dorfbewohner für das Abbrennen eines Asylbewerberheims im vergangenen November 2.000 Mark geboten hatten. Die Staatsanwaltschaft behauptete gestern, bereits seit längerer Zeit ermittelt zu haben. Ex-Bürgermeisterin Ute Preißler sagte allerdings gegenüber AP, die Staatsanwaltschaft Potsdam habe sich bisher nicht bei ihr gemeldet. Nach der taz-Veröffentlichung plapperten auch andere Dorfbewohner gegenüber der Presse so wild durcheinander, daß der schlimme Verdacht sich weiter erhärtete. Bild trieb den 18jährigen Silvio J. auf, der die Tat zwar abstritt, aber zugab, „den Kontakt zu vier Mitgliedern einer Wehrsportgruppe hergestellt“ zu haben. Die Täter hätten aber „lediglich Spritgeld für die An- und Abfahrt“ bekommen. So sah sich gestern der Potsdamer Oberstaatsanwalt Heinrich Junker zu der Erklärung genötigt: „Wir überprüfen, inwiefern die Gelder geflossen sind.“
Ex-Bürgermeisterin Ute Preißler gab immerhin zu Protokoll: „Wir waren nicht sehr traurig, daß damit das Problem erst einmal gelöst erschien.“ Mit dieser Äußerung identifiziere sie sich mit den Brandstiftern, sagte gestern Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, der taz. Interview mit Ignatz Bubis Seite 4
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