Dieter Wiene empfiehlt : C & Deverova Chyba
Die Idee des gallischen Dorfes, das, durch Autonomie und Selbstorganisation, Widerstand gegen die alles vereinnahmenden Warenflüsse leistet, bildete jahrelang das Zentrum der Ideologie von Indie-Rockern und Hardcore-Kids. Vor allem in den USA hatte sie eine starke Basis. Was ist davon geblieben in einer Zeit, in der auch der letzte Punk von der Industrie aufgekauft, transformiert und wieder ausgespuckt wurde und der Kapitalismus seinen weltweiten Siegeszug feiert?
Fast nirgends sind die verheerenden Auswirkungen des sich globalisierenden Kapitalismus so direkt zu spüren, wie in den so genannten Transformationsstaaten des ehemaligen Ostblocks. Es ist kein Zufall, dass sich gerade hier neue gallische Dörfer formieren. Eines befindet sich in Tábor in der Tschechischen Republik rund um CESTA, die Culturel Exchange Station Tabor, gegründet von der Band „Sabot“.
Ein Teil dieses Netzwerkes ist das Label Free Dimension Records, auf dem auch „C“ und „Deverova Chyba“ veröffentlichen, die buchstäblich Proberaumnachbarn von „Sabot“ sind. Wie jene bewegen sie sich auf einem Post-Hardcore-Feld der Möglichkeiten – zwischen funkigen, variantenreichen Instrumentals mit Dub-Grundierung von „C“ und dem etwas heftigeren vertrackten Hardcore von „Deverova Chyba“.
Dienstag, 21 Uhr, Tower-Bar
DIETER WIENE ist Musikjournalist