piwik no script img

Dienstältester Polithäftling Paraguays vorerst nur halb frei

Asuncion (afp) - Der am längsten einsitzende politische Gefangene Amerikas, der ehemalige Hauptmann des paraguayischen Heeres Napoleon Ortigoza, ist nach Verbüßung seiner 25jährigen Strafe vorerst nur in die „Halbfreiheit“ entlassen worden. Nachdem er am Samstag noch in Isolationshaft ohne Kontakt zu seinem Anwalt und Familienangehörigen verlegt worden war, teilten die Behörden am Sonntag offiziell seine „Verlegung“ in ein Hotel in San Estanislao, 200 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt mit. Ortigoza selbst bestätigte seinen Transport durch Sicherheitsbeamte des Innenministeriums telefonisch gegenüber der katholischen Caritasmission. Er könne sich dort ohne Posten vor den Hoteltoren in „Halbfreiheit“ aufhalten und Familienangehörige und Bekannte empfangen. Die Haftstrafe von 25 Jahren war am Donnerstag ausgelaufen. Der ehemalige Offizier war am 17. Dezember 1962 unter der Beschuldigung festgenommen worden, einen Kadetten einer Militärschule getötet zu haben. Nach Angaben von Oppositionskreisen wurde er jedoch in Wirklichkeit unter der Anklage festgenommen, eine Verschwörung zum Sturz des seit 1954 bis heute als Staatspräsident regierenden Generals Alfredo Stroessner angezettelt zu haben. In einem nach Darstellung seines Anwalts „völlig irregulären“ Prozeß wurde er zunächst zum Tod durch Erschießen verurteilt. Der heute 55 Jahre alte Mann soll in den ersten Jahren seiner Haft barbarisch gefoltert und völlig isoliert gefangengehalten worden sein, hieß es in Berichten von Menschenrechtsorganisationen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen