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Archiv-Artikel

Die pakistanische Bombe KOMMENTAR VON DANIEL BAX

Warum schon wieder Großbritannien? Warum sich die Attentäter auf dem Flughafen von London trafen, um sich dann auf transatlantischen Linienflügen in die USA in die Luft sprengen zu können, lässt sich noch vergleichsweise einfach deuten: Sie wollten damit vermutlich ein blutiges Signal setzen gegen die enge Koalition, die die Briten unter Tony Blair mit den USA unter George W. Bush eingegangen sind.

Doch warum Großbritannien selbst – und nicht zum Beispiel die USA – so ein üppiges Rekrutierungsfeld für junge Bombenattentäter darstellt, ist weitaus schwerer zu erklären. Die meisten der Attentäter, so viel steht offenbar schon fest, sind britische Staatsbürger pakistanischer Herkunft. Wie schon bei den Londoner U-Bahn-Attentaten im vergangenen Jahr handelt es sich dabei also um eine besondere Form des „homegrown terrorism“. Was macht junge muslimische Briten so anfällig für eine Radikalisierung?

Schon seit der Rushdie-Affäre von 1989 ist klar, dass Großbritannien ein ernsthaftes Problem mit radikalen Muslimen hat. Nirgendwo in Europa ist die Entfremdung der muslimischen Minderheit so groß wie in England, das weiß man aus Meinungsumfragen; und nirgendwo sonst sind radikale Stimmen lauter, das hat sich zuletzt beim Karikaturenstreit gezeigt.

Der ideologische Einfluss islamistischer Kreise aus Pakistan spielt dabei eine große Rolle. Denn Pakistan ist einerseits enger Verbündeter der USA im „Kampf gegen den Terror“. Andererseits ist das Land mit seinen Koranschulen die Geburtsstätte der Taliban, die Kaderschmiede von al-Qaida & Co und somit eine der Wiegen des weltweiten islamistischen Terrors.

Mit „islamischem Faschismus“, wie US-Präsident Bush den Feind benannte, hat das eher weniger zu tun. Denn Ziel der Attentäter, die sich in London und anderswo der al-Qaida-Methode bedienen, ist ja nicht die Machtergreifung in einem Staat, sondern die spektakuläre Aktion. Al-Qaida ist eben keine islamistische Partei oder politische Bewegung wie die libanesische Hisbollah oder die Muslimbrüder, sondern eine diffuse Terrorsekte, die einer apokalyptischen Endzeitlogik folgt. Gerade das macht es so schwer, sie in den Griff zu bekommen.