Die Wahrheit über Schuldeneintreiber: Rührende Kinderfußkopierer:
Die nicht unbedingt gut beleumdete Inkasso-Branche ist derzeit auf der Suche nach einem neuen Image: „Vermitteln statt vermöbeln“, lautete gestern eine Pressemitteilung der organisierten Schuldeneintreiber. Das klingt zwar rustikal, aber auch nach „Versöhnen statt spalten“, und der alte Betbruder Johannes Rau wäre heute sicher gern Schirmherr der Werbekampagne, mit der die Kreditkassierer dafür sorgen wollen, dass nicht mehr ganz so „vielen ein Schauer über den Rücken läuft“, wenn sie „Post von einem Inkasso-Dienst bekommen“. Also hat man ein paar Clips produziert, in denen man „mit den gängigen Vorurteilen spielt und erklärt, wie Inkasso wirklich ist“. Da wird zum Beispiel Beton angerührt, als ob jemand mit Betonschuhen im Fluss versenkt wird. Doch am Ende ist es nur „ein stolzer Familienvater, der einen Fußabdruck seines Sohnes für die Familiengalerie im Wohnzimmer macht.“ Von wegen Finger brechen und Kniescheiben zertrümmern! So sind Inkasso-Büttel wirklich: rührende Kinderfußkopierer. Seriös bis in die Spitzen ihrer nagelgespickten Baseballschläger.
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