Die Liste im Herbst 2017: Bücher mit Zukunft

Die Buchmesse ist vorbei, jetzt geht das Lesen erst richtig los. Wir empfehlen Ihnen die besten Bücher mit Zukunft.

Bild: dpa

National Intelligence Council (Hrsg.): Die Welt im Jahr 2035: Gesehen von der CIA

 

Donald Trump wird ihn nicht gelesen haben, obwohl seine Nachrichtendienste ihn eigens zu seinem Amtsantritt zusammengestellt hatten. Denn dieser Bericht zeigt, wie die CIA – gestützt auf Hunderte Ökonomen und andere Experten weltweit – die geopolitischen Entwicklungen der nahen und ferneren Zukunft sieht. Allein 76 Mal kommt das Wort Klimawandel vor – als »Ursache für eine Vielzahl kommender Konflikte«, als »globale Bedrohung«, nie als Fake News. Wer wissen will, was die USA wirklich wissen, hier steht es.

C.H. Beck, 2017 – 318 Seiten, 14,95 Euro

Omar El Akkad: American War

 

Auf die Gegenwart aus einer nicht geglückten Zukunft zu blicken, das ermöglicht Omar El Akkad mit seinem Erstling. USA 2075, Klimakatastrophen und der zweite Bürgerkrieg zwischen Norden (erneuerbare Energien) und Süden (fossile Energien) haben Demokratie und Gesellschaften zerstört. Je länger man liest, desto klarer wird: Genau darauf läuft alles hinaus.

S. Fischer, 2017 – 448 Seiten, 24 Euro

Uwe Timm: Ikarien

 

In der Holocaustgeschichtsschreibung gibt es nach wie vor eine erstaunliche Lücke, nämlich die Antwort auf die Frage, wieso sich gerade so viele Intellektuelle so passgenau in das totalitäre System einfügen konnten. Uwe Timm schließt sie. Diesen Roman zeichnet eine Erschließung der schleichenden Veränderung von Mentalitäten und Überzeugungen aus, wie sie so noch nicht zu lesen war.

Kiwi, 2017 – 512 Seiten, 24 Euro

Ingo Schultze: Peter Holtz: Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst

 

 

Ingo Schulze lässt seine naiv-glückliche Romanfigur Peter Holtz durch mehrere Jahrzehnte und zwei politische Systeme holpern, immer der Frage nachspürend, wie sich die raue Wirklichkeit verändern oder gar abschaffen lässt. Die Utopie eines guten Lebens für alle wird so zur inneren Haltung und zum Sinn des Lebens. Ein weiteres Buch aus gutem Holtz, Herr Schulze!

S. Fischer, 2017 – 576 Seiten, 22 Euro

Leïla Slimani: Dann schlaf auch du

 

Auf intelligente Weise verhandelt die marokkanisch-französische Autorin das Verhältnis zwischen den arrivierten Franzosen zu den Schlechtergestellten. Myriam und Paul fehlt zu ihrem metropolitanen Glück in Paris nur noch eine Nanny, die auf ihre zwei kleinen Kinder aufpasst. Die finden sie in Gestalt der scheinbar perfekten Louise. Doch während sich Myriam und Paul nun voll auf ihre berufliche Selbstverwirklichung konzentrieren, bahnt sich im Privaten die Tragödie an. (Andreas Fanizadeh)

Luchterhand Literaturverlag, 2017 – 224 Seiten, 20 Euro

McKenzie Wark: Molekulares Rot: Theorie für das Anthropozän

 

Der australische Medientheoretiker McKenzie Wark ruft dazu auf, »im molekularen Schatten der Kohlenstoffbefreiungsfront nicht nur irgendeine neue Philosophie zu erschaffen, sondern eine neue Poetik und Technik zur Wissensorganisation«. Molekulares Rot ist nicht weniger als ein radikaler Großessay für ein neues Zeitalter. (Tania Martini)

Matthes & Seitz, 2017 – 392 Seiten, 30 Euro

Christine Ott: Identität geht durch den Magen: Mythen der Esskultur

 

Die Kulturwissenschaftlerin erzählt mit vielen Beispielen aus Literatur und Kino, wie der uralte Naturbegriff von Jean-Jacques Rousseau unser Verhältnis zum Essen prägt. Vom mütterlichen Stillen bis zur letzten Mahlzeit. (Jörn Kabisch)

S. Fischer, 2017 – 496 Seiten, 26 Euro

Alexander Schiebel: Das Wunder von Mals: Wie ein Dorf der Agrarindustrie die Stirn bietet

 

Eine Geschichte, wie Ökos sie lieben: Als sich die gigantischen Apfelplantagen aus dem Südtiroler Etschtal ins Vinschgau ausbreiteten, sprachen viele von Wirtschaftswunder. Nicht so die Einwohner des Dorfes Mals, die ihre eigene Gesundheit und die ihrer Kinder durch die vielen Pestizide bedroht sahen. Aber wie organisiert man einen Aufstand? Wie hält man die eigene Gemeinde giftfrei? Wie nimmt man alle mit und weckt auch noch Begeisterung in den USA und Japan? Eine Anleitung zum Widerstand.

Oekom, 2017 – 240 Seiten, 19 Euro

Die FUTURZWEI-Buchliste wird kuratiert von Andreas Fanizadeh (taz-Feuilletonleiter), Tania Martini (taz-Redakteurin politisches Buch), Beate Willms (taz-Leiterin Ökologie & Wirtschaft) sowie Harald Welzer, Hanna Gersmann und Peter Unfried.

Das vollständige Literatur-Special zur Frankfurter Buchmesse finden Sie in der gedruckten Ausgabe der taz.FUTURZWEI.

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