Die EM vom Norden aus : Amok, Hackfleisch, Bauruinen
MARTIN ROONEY
Das EM-Fieber grassiert. Die Erwartungen der deutschen Fans sind enorm. Je nach Umfrage gehen mal 40, mal 60 Prozent davon aus, dass Deutschland den Titel gewinnt. Daher habe ich in den letzten Wochen weder Mühe noch Kosten gescheut, um mit guten Freunden in Norddeutschland über die Europameisterschaft 2012 zu sprechen, die gestern mit dem Spiel Polen gegen Griechenland in Warschau angepfiffen wurde. Ich werde mir das Freiluftvergnügen ums runde Leder auf dem Bremer Goetheplatz anschauen.
Ich habe bei den Gesprächen notiert, welche Prognosen meine norddeutschen Freunde abgegeben haben, worüber sie sich freuen bzw. ärgern würden. Also gleich vorweg herzlichen Dank an Claus und Nicole (Ober-Ochtenhausen), Andreas (Osterholz-Scharmbeck – herzlichen Glückwunsch zum heutigen Geburtstag), Sylvie (Hamburg), Jürgen (Wismar), Kalle (Oslebshausen), Michael (Melchiorshausen), Martina (Rostock), Wilfried (Schwachhausen), Wolfgang (Bremer City) und Norbert (Ahausen).
Und jetzt zu unseren Tipps:
Endspiel: Spanien – Deutschland (2:1)
Torschützenkönig: Karim Benzema (F)
Bester Einzelspieler des Turniers: Mesut Özil (D)
Entdeckung des Turniers: Robert Lewandowski (POL)
Enttäuschung des Turniers: Wayne Rooney (E). Weil sein Vater am Vormittag wegen eines Wettbetrugs verhaftet wurde, versuchte der entnervte Stürmer im Quali-Spiel gegen Mazedonien am selben Abend, seinen Gegenspieler zu Hackfleisch zu verarbeiten. Platzverweis. Deswegen für die ersten beiden Gruppenspiele gesperrt.
Überraschungsmannschaft: Frankreich
England: Mogelt sich ins Viertelfinale, scheidet dann aus gegen Italien nach Elfmeterschießen
Wir freuen uns auf: den Kracher Deutschland – Niederlande
Wir freuen uns nicht auf: Mario Balottellis (ITA) inzwischen berüchtigte Kamikaze-Amokläufe aus nichtigem Anlass
Unentschieden: Einige meinten, es würde bestimmt während des Turniers zu Ausschreitungen kommen, andere sind überzeugt, dass die EM ohne große Zwischenfälle über die Bühne geht.
Prognose: Kein Sommermärchen 2012. Millionen Zuschauer sehen ein großes Fest des Sports – friedlich, fröhlich, unpolitisch. So hätten es die Organisatoren in Polen und der Ukraine gerne. Aus den schönen Träumen wird wohl nichts. Erst das diplomatische Hickhack um die prominenteste politische Gefangene der Ukraine, Julia Timoschenko, jetzt stören peinliche Bauruinen das Fußball-Idyll.