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Der irakische Außenminister steht vor einer schier unlösbaren Mission

■ Tarik Aziz, seit den fünfziger Jahren Weggefährte Saddam Husseins, trifft sich mit UNO-Generalsekretär de Cuellar

PORTRAIT

Berlin (taz) - An diplomatischer Erfahrung und taktischem Geschick fehlt es dem irakischen Außenminister Tarik Aziz gewiß nicht. Die Feuertaufe jedoch steht Aziz, der bereits seit 1981 in Amt und Würden ist, bei seinem heutigen Treffen mit UNO-Generalsekretär Javier Perez de Cuellar in der jordanischen Hauptstadt Amman bevor: Aziz muß vor der Welt die irakische Annexion Kuwaits sowie die Geiselnahme westlicher Bürger vertreten - und dabei deutliche Verhandlungsbereitschaft zeigen.

Tarik Aziz, der 1939 im nordirakischen Mosul geboren wurde, entstammt einer nestorianisch-christlichen Familie und heißt mit wirklichem Namen: Mikhail Yuhanna. Freilich, als christlicher „Michael“ wäre ihm im moslemischen Mesopotamien wohl kaum eine solch herausragende Politkarriere beschieden gewesen. Und so gab er sich kurzerhand den islamischen Namen Tarik Aziz. Zum Islam konvertierte er allerdings nie.

Bereits seit den fünfziger Jahren ist Aziz, der in Bagdad englische Literatur studierte, ein enger Weggefährte von Saddam Hussein. Wie Saddam war er Mitglied der sozialistischen „Baath“, der „Arabischen Sozialistischen Partei der Wiedergeburt“. Schon früh stieg er in die Führungskader der Baath-Partei auf. Die Partei herrscht am Tigris seit der Revolution von 1968. Bis 1979 fungierte Aziz als Herausgeber und Chefideologie des Parteiblattes 'Die Revolution‘. Seit 1981 zählt er als Mitglied des „Revolutionären Kommandorates“ zum inneren Machtzirkel des Irak. Den turnusmäßigen Säuberungswellen Saddam Husseins ist Aziz bisher stets entronnen.

Der wendige Außenminister Tarik Aziz betont stets seine guten diplomatischen Beziehungen zu Politikern jeglicher Coleur. Ob ihm diese freilich bei seiner heutigen Mission allzu viel nutzen werden, ist fraglich. Denn die UNO wird auf einen irakischen Rückzug aus Kuwait beharren. Und das ohne Wenn und Aber.

Walter Saller

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