Der Wochenendkrimi : Ein Kunstherz
„Tatort: Schlaflos in Weimar“, So., 20.15 Uhr, ARD
Gelb strahlt der Raps – wie in einem Van-Gogh-Gemälde. Das Herz spielt Ehrlicher (Peter Sodann) üble Streiche, dafür deliriert er sich in schöne Kunstwelten hinein. Der Arzt versichert zwar, dass alles in Ordnung sei, trotzdem spürt der Ermittler schmerzhafte Stiche am empfindlichsten aller Organe.
Oje, die Pumpe. Eine Kunstfigur wie der lang gediente Leipziger Hauptkommissar muss ja mit dem Schauspieler verbunden sein, der sie ausfüllt. So könnte das Leiden des Ehrlicher nun zwei Ursachen haben: Entweder wollen die verantwortlichen Redakteure schon mal dramaturgisch seinen für Ende 2007 geplanten Abgang vorbereiten. Oder Darsteller Sodann hat die Schmerzen, die ebendieses unfreiwillige Ausscheiden bei ihm hervorrufen, als psychosomatisches Zipperlein auf seine Rolle übertragen. Wie man die Schmerzen auch deutet – sie sind recht inspiriert eingearbeitet in diesem „Tatort“ aus Leipzig, wo sonst viel Dienst nach Vorschrift geschoben wird. Dass sich Ehrlicher als Teil eines impressionistischen Szenarios sieht, fügt sich hübsch in den Plot: Ein Gefängnisfreigänger kann beim Besuch einer Kunstausstellung entkommen; die Spur führt nach Weimar, wo der Kunsttherapeut des Entflohenen, Professor Henze (Christoph Waltz), ein Atelier unterhält. Übermüdet irrt Ehrlicher durch die Stadt, lauscht abwechselnd Kunstvorträgen und kardiologischen Befunden.
So wird „Schlaflos in Weimar“ (Buch: Andreas Pflüger, Regie: Uwe Janson) zu einem kleinen pfiffigen Krimi über wahre und falsche Künstler, über echte und eingebildete Kranke. CHRISTIAN BUSS