: Der Tag der Arbeit wird im Lustgarten gefeiert
■ DGB-Demonstration zum 1. Mai steht unter dem Motto: »Solidarität verbindet«/ Kritik an Senatspolitik
Berlin. Unter dem Motto »Solidarität verbindet« ruft der DGB-Landesverband am 1. Mai zu Kundgebungen in Berlin sowie in mehreren Städten Brandenburgs auf. In Berlin soll sie im Lustgarten stattfinden.
Gegen die einseitige Verteilung der Kosten für die deutsche Einheit auf die Beschäftigten sowie die Ankündigung, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle bei den Arbeitern streichen zu lassen, müßten die Gewerkschaften eine »Gegenwehr organisieren«, sagte die DGB-Landesvorsitzende Christiane Bretz gestern in Berlin. Die Arbeitgeberverbände und die Bundesregierung hätten sich zusammengeschlossen, um eine »Wende in der Tarifpolitik« gegen die Gewerkschaften herbeizuführen.
In der Politik gäbe es die Tendenz, daß die westlichen Arbeitnehmer für den wirtschaftlichen Aufbau in den neuen Ländern Verzicht üben müßten. »Auf diese Diskussion lassen wir uns nicht ein«, sagte Frau Bretz. Lohnverzicht habe noch nie zur Schaffung von mehr Arbeitsplätzen beigetragen. Für den Erhalt der Karenztage müsse notfalls auch gestreikt werden.
Die wirtschaftliche Situation in Berlin sei besonders prekär, so die Berliner DGB-Vorsitzende. Mehrere Westberliner Betriebe aus der Textil-, Elektro- und Nahrungsmittelbranche seien in ihrer Existenz gefährdet. Arbeitssenatorin Christine Bergmann (SPD) habe es nicht geschafft, aus Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen Dauerarbeitsplätze zu machen. Die bisher gegründeten Beschäftigungsgesellschaften liefen ins Leere, da die Firmen zum Teil nicht die teuren Gewerbemieten zahlen könnten.
RednerInnen auf der Veranstaltung in Berlin sind der Präsident des Europäischen Gewerkschaftsbundes, Norman Willis, und Christiane Bretz selbst. Beginn der Kundgebung im Lustgarten am 1. Mai: um 11 Uhr. Treffpunkte für die dorthin ziehenden Demonstrationen sind im Westen das DBG-Haus in der Keithstraße (8.30 Uhr); das Haus der IG Metall in der Alten Jakobstraße (9.00 Uhr) sowie der ÖTV in der Joachimsthaler Straße 20 (8.30 Uhr). Im Osten beginnt der Zug vor dem Gewerkschaftshaus in der Wallstraße 61-65 (9.30 Uhr).
Zu einem eigenen Demonstrationszug rief das »Bündnis kritischer GewerkschafterInnen Ost/ West« auf. Dort sollten ArbeitnehmerInnen und SprecherInnen linker Organisationen zu Wort kommen. Der Marsch soll auf dem Alexanderplatz beginnen und zur DGB-Kundgebung im Lustgarten führen. dpa/taz
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