Der Doktor von Stadtoldendorf

Posse im Kommunalwahlkampf: Der Staatsanwalt ermittelt gegen einen SPD-Bürgermeisterkandidaten wegen eines falschen Doktortitels. Auf einer Autobahnraststätte soll es zur Geldübergabe gekommen sein

Ob gute oder schlechte News – das war schon Altkanzler Schröder schnuppe. Ob seinem Parteifreund Dietmar Meier die nun bekannt gewordenen Vorwürfe bei seiner Wahl zum Samtgemeinde-Bürgermeister von Stadtoldendorf im September nützen, darf jedoch bezweifelt werden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den 52-jährigen SPD-Kandidaten wegen eines falschen Doktortitels. Meier wird Urkundenfälschung und unberechtigtes Führen eines akademischen Titels vorgeworfen, sagte ein Behördensprecher. Noch in dieser Woche soll ihm ein Strafbefehl zugestellt werden.

Nach eigenen Angaben ist der derzeitige Ratsherr und Bahnangestellte Meier auf einen Betrüger hereingefallen. Von diesem habe er die angeblich von der Universität Hamburg ausgestellte Promotionsurkunde (Dr. rer pol.) erhalten. Das Verfahren gegen Meier war durch eine anonyme Anzeige ins Rollen gekommen. Während der Ermittlungen hatte er erklärt, er habe für die Promotionsurkunde 15.000 Euro bezahlt. Zunächst hatte er berichtet, keine eigenen Textbeiträge zu der Doktorarbeit geliefert zu haben. Inzwischen behauptet er, er habe das Manuskript selbst verfasst. Offenbar fand der Kontakt mit dem „Promotionsberater“ stets auf einer Autobahnraststätte statt. Dort soll auch die Geldübergabe über die Bühne gegangen sein.

Meier selbst will sich zu dem Fall derzeit nicht weiter äußern und verweist auf seine Homepage. In einem „Sachstandsbericht“ schreibt er dort, ein „professioneller Promotionsberater“ habe ihm an der Universität Hamburg einen Doktorvater und einen Betreuer organisiert. Nachdem er eine Doktorarbeit eingereicht habe, sei ihm eine Promotionsurkunde überreicht worden. Den Doktortitel habe er guten Glaubens verwendet. Erst jetzt habe er erfahren, dass der „Berater“ ein Betrüger sei, der mit einem „ausgefeilten System“ insgesamt 30 Personen „eine ordnungsgemäße Promotion vorgespielt“ habe.

Meier hat den Wahlleiter inzwischen schriftlich aufgefordert, den Titel zu streichen. „Ich, Dietmar Meier, bin ohne Titel, so denke ich, genauso viel ‚wert‘ wie mit Titel!“ heißt es auf der Homepage. Für das Überkleben seiner Wahlplakate musste der SPD-Mann selbst sorgen. taz