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Archiv-Artikel

Der Arbeitstag wird länger

GEW sagt voraus: Lehrerarbeitszeitmodell des Senats wird scheitern. Außerdem hat sich der Senat bei den Grundschulen verrechnet, behauptet die Gewerkschaft

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW hat gestern das Lehrerarbeitszeitmodell der Schmitz-Kommission des Senats zerpflückt. „Die Lehrer werden für dumm verkauft, wenn ihnen gesagt wird, das sei kein Mehrarbeitszeitmodell“, kritiserte GEW-Chefin Stephanie Odenwald. Im Schnitt müsse jeder Lehrer tatsächlich anderthalb Stunden mehr unterrichten, da bei gleichem Stellenplan bis 2005 die Erwirtschaftung von „1000 fehlenden Lehrerstellen“ geplant sei.

Die Schulbehörde hatte bei der Übergabe des Berichts vor einer Woche verkündet, für alle Schulen sei eine „hundertprozentige Versorgung mit Grundstunden“ gewährleistet. Allerdings räumte Kommissionsleiter Reiner Schmitz ein, dass dies nur mit Hilfe einer Bedarfsabsenkung gelänge. Odenwald kritisiert, dass dies im Bericht nicht transparent sei. Lediglich bei den Sondermaßnahmen wie „Deutsch als Fremdsprache“ werde eine Senkung der Unterrichtsstunden offen eingeräumt.

Die Kommission hat alle Fächer je nach Vorbereitungs- und Korrekturaufwand bewertet. Er habe den Verdacht, dass diese Faktoren „so gestrickt wurden, dass die Lehrerversorgung gerade hinkommt“, sagt der Musik- und Deutschlehrer Detlef Krömer. „Ob ich Sport oder Chemie vorbereite, ist vom Zeitaufwand her kein Unterschied“, ergänzt Gesamtschullehrer Kersten Schmidt. Insgesamt, so kritisiert GEW-Personalrätin Ingrid Gröpl, habe die Kommission unter dem „Zwang der Auskömmlichkeit“ ein Modell geschaffen, das selbst für die als belastet geltenden Deutschlehrer zur Stundenerhöhung führe.

Die stellvertretende GEW-Vorsitzende Katrin Heinig weist zudem auf einen Fehler der Berechnungen im Grundschulbereich hin, der das Modell „zum crashen“ bringen würde. So wird eine Unterrichtsstunde von Grundschullehrern sehr niedrig bewertet. Heinig rechnete nach dem Senatsmodell die Beispiele von zwei Pädagogen mit 30 beziehungsweise 32 Unterrichtsstunden vor. Heinig: „Das geht gar nicht. Man kann an der Halbtagsgrundschule nur 27 Stunden unterrichten.“ Hier liege offensichtlich eine „Fehlplanung“ der Kommission vor. Heinig: „Die fünf übrigen Stunden fehlen nachher an anderen Schulen.“KAIJA KUTTER