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taz-FragebogenDas schwankende Bremer Gemüt

■ Bremer Identität – was ist das? (3) Fragen an Viola König, Direktorin des Übersee-Museums

Womit identifizieren Sie sich persönlich in Bremen?

Welche Eigenschaften würden

Sie der Stadt zuordnen?

Welche typisch bremischen Traditionen empfindne Sie in der Öffentlichkeit als unterbewertet?

Würden Sie der Behauptung zustimmen, daß Bremen von außerhalb der Landesgrenzen betrachtet gar kein Image besitzt?

Wieso sollte man auf einer lokalen Identität beharren, die für viele Bremer und Bremerinnen anscheinend negativ geprägt ist – Stichworte: hohe Arbeitslosigkeit, Werftenkrise?

Einige Kultureinrichtungen betonren das Thema „Bremer Selbständigkeit“ jetzt wieder stärker. Beispiel Überseemuseum: In der neuen handelskundlichen Abteilung wird die Hansestadt feierlich repräsentiert. Dies scheint ein Paradigmenwechsel zu sein. Wie erklären Sie dieses neue Heimatgefühl?

Empfinden Sie die Selbstbehauptung als Stadtstaat nichht als anachronistisch in einem „Europa der Regionen“, wie es von der Politik eingefodert wird?

Wenn es zur Volksabstimmung

käme: Wie würden Sie stimmen?

Mit dem Übersee-Museum, das eine so einmalige Fächerkombination hat, daß ich deshalb 1992 von Hannover nach Bremen umgezogen bin.

Unausgeglichenheit: Himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt, ewig schwankend zwischen den Extremen, z.B. politische Selbstüberschätzung-kultureller Minderwertigkeitskomplex.

Der einst obligatorische und seit kurzem wiederbelebende Sonntags-Familienspaziergang ins Bremer Übersee-Museum.

Auf keinen Fall, nur ist das Image wiedersprüchlich, über das Outfit der Stadt: „Zustände wie in der ehemaligen DDR“ oder „geschlossene, gut erhaltene, typische Architektur“

.

Es geht nicht um die Frage der lokalen Identität; denn die hat jede Stadt, Gemeinde oder Stadtviertel; es geht um die Frage der Sinnhaftigkeit des Beharrens auf der politischen Identität.

In Zeiten des wirtschaftlichen Niedergangs wächst der Wunsch, sich glorreiche Vergangenheiten vor Augen zu führen. (S. auch mein Artikel im Jahrbuch '95 des Übersee-Museums).

Nicht unbedingt. Es gibt Stadtstaaten in Europa, zu denen es keine sinnvolle Alternative gibt. Wenn allerdings die Rahmenbedingungen nicht (mehr) vorhanden sind, erübrigt sich die Frage nach der Ideologie.

Ich fürchte, daß es bei den heutigen Rahmenbedingungen verantwortunglos wäre, für die Selbständigkeit zu votieren. die Politiker müßten überzeugende Argumente für die Selbständigkeit anführen, als sie es bisher getan haben.

Den taz-Fragebogen zum Thema Bremer Identität beantwortet

morgen Christine Schell, Leiterin des Intitut Francais

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