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Archiv-Artikel

Das nimmt die CSU-Basis übel

betr.: „Treueschwüre mit Hintergründen“, taz vom 8. 1. 07

Als früherer aktiver CSU-Mann in Freising kenne ich ein bisschen die Gefühlslage der Partei und die der bayerischen Seele. Edmund Stoiber hat bis 2002 in Harmonie mit der CSU gelebt. Die Wahlschlappe in Berlin bei der Bundestagswahl hat ihn aber sehr verändert. Sein Siegerimage wurde angeknackst. Dann sein zweiter Anlauf in Berlin als Superminister unter Bundeskanzlerin Angela Merkel. Für ihn ein großes Wagnis, wobei er plötzlich kalte Füße bekam und über Nacht die Flucht ergriff. Was war da in jenen Tagen in Berlin? Waren dabei doch Gedanken an ein Komplott gegen Frau Merkel im Spiele, wie inzwischen spekuliert wurde von Altkanzler Gerhard Schröder?

Solche Events verunsichern Parteibasis und konservative Wählerschichten. Er hat damit aber auch an der Spitze treue Eckharts verprellt. Die gewitzte Landrätin aus Fürth greift nun diese Basisstimmung exakt auf und macht sich zum Sprachrohr. Das nervt nun den Ministerpräsidenten so sehr, dass er gereizt und falsch reagiert. Er unterschätzte auch Frau Pauli („ist nicht wichtig“). Das nehmen ihm nun auch einfache Leute an der Basis etwas übel.

Die Treueschwüre von Parteifreunden kann man getrost vergessen, das war immer schon so ein Ritual, auch bei seinem Vorgänger Max Streibl 1992/93. Wenn solide Meinungsumfragen die CSU unter 50 Prozent sehen, dann wird’s ernst, dann kommt Verlustangst um die lieb gewonnenen Pfründen auf. Dann muss Stoiber gehen, vor oder nach 2008! HANS SIMMELBAUER, Passau