„Das ist unsere einzige Überlebenschance“

Dimitros Vergos, Geschäftsführer des Berliner Trabrenn-Vereins, will Karlshorst zum europaweiten Highlight ausbauen. Dafür soll die vereinseigene Bahn in Mariendorf verkauft und bebaut werden. Dabei setzt er auf Einsicht der Bezirke

taz: Herr Vergos, Berlin leistet sich seit der Wende zwei Trabrennbahnen. Warum hat man nicht schon früher auf eine verzichtet?

Dimitros Vergos: Karlshorst ist eine Traditionsrennbahn. Das ist die einzige Trabrennbahn der ehemaligen DDR. Mariendorf hat auch eine Tradition. Beide Bezirke wollen die Bahnen behalten, das verstehe ich auch. Die Wirtschaftlichkeit sagt: Schließen. Die Tradition und die Politik sagen: Aufrechterhalten. Wir sind schon länger der Auffassung, dass eine Bahn für Berlin ausreichend ist.

Jetzt will Ihr Verein die Bahn in Mariendorf schließen und die in Karlshorst modernisieren. Wie soll diese supermoderne Rennbahn aussehen?

Wir wollen eine Pferdeleistungszentrum. Da soll im Mittelpunkt die Trabrennbahn stehen. Wir wollen dann sehen, dass man eine Wintergalopprennbahn integriert. Solche gibt es nur in Dortmund und Neuss, und die Galopper aus den neuen Bundesländern müssen im Winter nach Nordrhein-Westfalen fahren. Mit der modernen Bahn könnten wir endlich wieder Leistungsträger nach Berlin holen.

Welche Bedeutung hat Berlin im Trabrennsport?

Karlshorst gar keine. Mariendorf zählt zu den wichtigsten Bahnen bundesweit.

Aber warum wollen Sie dann ausgerechnet die Bahn in Karlshorst erhalten?

Das Grundstück Mariendorf gehört dem Verein. Karlshorst wird nur am Renntag gepachtet. Wir wollen unser 20 Hektar großes Grundstück in Mariendorf verkaufen und den Erlös, etwa 40 Millionen, in Karlshorst investieren. Es gibt genügend Investoren, die sich für das Gelände am Mariendorfer Damm interessieren. Dafür muss aus dem bisherigen Sportgelände eine Umwidmung zum Baugelände stattfinden. Da muss die Politik, Senat und Bezirk, mitmachen und die Entscheidung treffen: Wollen wir den Trabrennsport in Berlin erhalten, oder interessiert er uns nicht mehr.

Ist der Trabrennsport noch populär?

Der ist nicht unpopulär, er ist noch genauso beliebt. Wir haben jetzt die Derbywoche hinter uns, da haben wir ein Minus von 14 Prozent erwirtschaftet im Vergleich zum Vorjahr, aber trotzdem mehr Besucher gehabt. In meinen Augen ist deshalb der Sport nicht unpopulär geworden. Die Leute haben einfach nicht mehr das Geld, zu wetten.

Ihre Mitarbeiter glauben nicht an die Europabahn Karlshorst …

Es ist richtig, dass es immer hin und her ging. Karlshorst sollte schon öfters geschlossen werden. Das haben wir erst verkündet, dann wieder zurückgenommen. Wir haben jetzt diesen Plan, der aber nicht von uns abhängig ist. Wir können nur agieren, wenn wir das Geld aus dem Verkauf bekommen. Dafür brauchen wir den Bezirk Tempelhof und den Senat auf unserer Seite. Der Senat sieht, glaube ich, dass es wichtig ist, sich auf eine Rennbahn zu konzentrieren. Der Bezirk ist nicht erbaut, aber ich denke, dass auch da die vernünftige Notwendigkeit die Oberhand gewinnt.

Was passiert mit den Angestellten in Mariendorf?

Die Umwidmung passiert nicht von heute auf morgen. Das wird zwei Jahre dauern. Dann muss Karlshorst gebaut werden, das wird auch ein Jahr dauern. Erst in drei Jahren wird der Umzug möglich. Wir müssten neue Leute einstellen, wenn beide Betriebe zusammengeführt werden. Für die Modernisierung von Karlshorst müssen wir Personal aufstocken.

INTERVIEW: SILVIA HELBIG