: Das Ultraschallgerät mußte zurückgegeben werden
■ „Balance“-Familienplanungszentrum bietet medizinische Untersuchungen an
Wenn Frauen Mut fassen, sich in Konfliktsituationen beraten zu lassen, dann geschieht das nicht selten unter dem Dach von „Balance“, dem ersten ostdeutschen Familienplanungszentrum. Seit Gründung dieser Einrichtung vor vier Jahren in der Ruschestraße in Lichtenberg gab es dort weit über 8.500 Einzel- und Paargespräche.
Seit kurzem ist „Balance“ um eine Dienstleistung bereichert worden. Nun können auch medizinische Leistungen, die Frauen betreffen, direkt am Ort angeboten werden: das Legen der Spirale beispielsweise, das Anpassen von Diaphragma-Ringen und die Krebsvorsorge. Ein dafür benötigtes Ultraschallgerät im Wert von rund 50.000 Mark, das eine Firma leihweise zur Verfügung gestellt hatte, mußte aber dieser Tage zurückgegeben werden. Die Lotto- Gesellschaft bewilligte den Antrag auf Kauf eines Gerätes nicht.
„Wir müssen mit jeder Mark rechnen“, sagt Sabine Müller, Fachärztin für Gynäkologie. Sie beherrscht sogar die Gebärdensprache und kann in dem Zentrum körperlich und geistig behinderte Frauen untersuchen. Das erfordere viel psychologisches Einfühlungsvermögen, Behutsamkeit und Zeit, aber ebenso eine entsprechende medizinische Ausstattung, zu der auch ein Ultraschallgerät gehören sollte, meint die Ärztin.
Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Psychologinnen, Sozialpädagoginnen und eine Hebamme bieten unter dem Dach von „Balance“ individuelle Beratung zu Fragen der Familienplanung, zur Verhütung, zur gewünschten oder ungewollten Schwangerschaft und zu ungewollter Kinderlosigkeit. Auch ausländischen Mädchen, deren Kulturkreis Wert auf Jungfräulichkeit legt, könne geholfen werden.
Träger von „Balance“ sind die Vereine Pro Familia, Frau und Familie und die Ärztekammer Berlin. Die Gespräche sind auf Wunsch anonym, die Beraterinnen unterliegen der Schweigepflicht. In der Mädchensprechstunde für 12- bis 18jährige geht es um Liebe, Freundschaft, Sexualität, Verhütung, Gefühle und Ängste.
Das Gesundheitsreformgesetz und andere Sparmaßnahmen zwingen auch „Balance“, die Wirtschaftlichkeit im Auge zu behalten. Jahr für Jahr müsse die Beratungsstelle höhere Einnahmen erwirtschaften, sagt Müller. „Manches wäre noch anzuschaffen, um die Kette der Dienstleistungen des Zentrums zu schließen“, meint sie. Demnächst sollen auch Abtreibungen und Sterilisationen vorgenommen werden. Irene Richter (dpa)
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