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Archiv-Artikel

Das Ringen um den Airbus-Konzern KOMMENTAR VON SVEN-MICHAEL VEIT

Bis nächste Woche wird weiter gerungen – im deutsch-französischen Freistil. Es geht um Arbeitsplätze und Produktionsanteile bei Airbus, um Teilhabe an technologischen Fortentwicklungen und nicht zuletzt ums Prestige.

Der Ringkampf, wie ihn der deutsche EADS-Ko-Chef Thomas Enders unverblümt nennt, wird noch zwei Runden andauern. Die erste Runde findet am Freitag auf höchster Regierungsebene zwischen Frankreichs Präsident Jacques Chirac und Bundeskanzlerin Angela Merkel statt. Anschließend steigt das Finale im Verwaltungsrat der Airbus-Mutter EADS, dem höchsten Gremium des europäischen Flugzeug- und Militärkonzerns.

Neu dabei ist, dass überhaupt gekämpft wird – und das sogar mit ziemlich harten Bandagen. Daran zeigt sich, dass der deutsche Einfluss beim Airbus-Konzern merklich gestiegen ist. Das liegt nicht so sehr an der jüngsten Übernahme von Aktienanteilen durch Bund, Länder und Banken, sondern daran, dass die wirtschaftspolitischen Interessen der deutschen Seite erstmals seit vielen Jahren ernsthaft dem traditionellen französischen Industriepatriotismus gegenübergestellt werden.

Dass das Sparprogramm „Power 8“ vorerst ausgesetzt wird, ist ein Etappensieg für den zweitgrößten Airbus-Anteilseigner Deutschland. Mehr aber auch nicht. Verhindert wurden dadurch zunächst nur die schärfsten Maßnahmen, die Enders Ko-Chef Louis Gallois geplant hatte. Dass diese insbesondere zulasten deutscher Werke gehen sollten, wird auf französischer Seite ohne Umschweife zugegeben. Der Druck zur Kosteneinsparung bei Airbus wird durch den französischen Präsidentschaftswahlkampf noch verschärft. Ohne Widerstand wird da kein Fußbreit an Einfluss, Macht und Standorten hergegeben.

Gallois muss aber einen Ausgleich finden zum Stellenabbau in der Verwaltung, denn der betrifft in erster Linie die Zentrale in Toulouse. Deshalb werden die deutschen Werke ebenfalls bluten müssen. Der Verkauf einzelner Standorte dürfte unumgänglich sein.

Letztlich kämpft Gallois um seinen eigenen Kopf: Binnen drei Jahren hat Airbus bereits drei Chefs vor die Tür gesetzt. Wegen „Managementfehlern“, wie es nach französischer Lesart hieß.