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■ Das PortraitTsutomu Hata

Als Tsutomu Hata vor einem Jahr seinen Job als japanischer Finanzminister niederlegte, um sich einer Gruppe rebellischer Abgeordneter innerhalb der Liberaldemokratischen Partei (LDP) anzuschließen, hatte er vermutlich genau das Amt im Auge, das er nach dem gestrigen Stand der Koalitionsverhandlungen in Tokio in den nächsten Tagen antreten soll: das des Premierministers. Zwischenzeitlich aber hatte sich der heute 58jährige auf einige Jahre in der Opposition eingerichtet. „Er ist ein Politiker mit Idealen“, lobte ihn seine Frau im Wahlkampf des vergangenen Sommers, den die damalige Opposition überraschend gewann. „Dabei hat er sich in den Kopf gesetzt, die japanische Politik transparenter zu machen.“ Bis heute glauben seine Verehrer, daß Hata sich grundsätzlich vom gewöhnlichen Politikertypus in Japan unterscheidet.

Richtig daran ist, daß der bisherige Außenminister Hata wohl der einzige Politiker ist, der seinem bis zuletzt populären Vorgänger Morihiro Hosokawa das Wasser reichen kann. Er tritt unbefangen auf, erscheint jovial und bisweilen gar charmant. Im Gegensatz zu Hosokawas aristokratischer Abstammung ist Hata ein Mann aus dem Volk: unprätentiös arbeitete er die ersten zehn Jahre nach seinem Studium als Organisator von Bustouren. So war Hata bis zu seinem 35. Lebensjahr ein ganz Japans neuer Premier?Foto: Reuter

gewöhnlicher Angesteller, salaryman heißt das in Japan. Und wie jeder Japaner weiß, ist Japan heute eine „Salaryman-Gesellschaft“ – ein Begriff, den auch Hata gerne erwähnt. Dabei ist es sein Anspruch, eine Politik für jedermann zu machen. Er will die japanische Wirtschaft liberalisieren, damit mehr Supermärkte entstehen und die Waren billiger werden, damit die Bodenpreise sinken und sich die Japaner wieder leisten können, ein eigenes Haus zu bauen. Doch kann er der Rolle als Anwalt der kleinen Leute als Regierungschef treu bleiben?

Wie viele seiner Landsleute wirkt Hata oft ein wenig zu freundlich und naiv, um sich gegenüber den Mächten von Bürokratie, Wirtschaft und Mafia zu behaupten, die seinem Reformanliegen widerstreben. Es spricht nicht nur für ihn, daß er auch deshalb für das höchste Amt unverzichtbar war, weil er in allen sieben Koalitionsparteien Freunde hat. Schließlich verfügte Japan mit Toshiki Kaifu, Kiichi Miyazawa und zuletzt Morihiro Hosokawa schon in den letzten Jahren über Regenten, die liberal, aber wenig durchsetzungsfähig waren. Georg Blume

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