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Archiv-Artikel

DR RECHTE RANDWIE SCHÜLER GEHINDERT WERDEN, GEGEN RECHTS VORZUGEHEN Besser keine Provokation

„Nazi-Schmierereien: Nicht bei uns an der Schule“, dachte sich eine neunte Klasse der Herderschule in Bückeburg. Unter dem Motto „Mit bunter Farbe gegen braune Parolen“ wollten sie mit ihrer Politiklehrerin rechtsextreme Schmierereien an der Schule in Bückeburg übertünchen und antirechte Statements auftragen. Mit dabei: Menschenrechtsaktivistin Irmela Mensah-Schramm. Die Klasse hatte Mensah-Schramm eingeladen, da sie seit Jahren rechte Graffitis dokumentiert und entfernt. Ihre Ausstellung wurde an der Schule gezeigt. Die Malaktion war mit der Schulleitung abgesprochen.

Kurz nach 9 Uhr am Dienstag vergangener Woche hatte die Klasse gerade erst begonnen zu malen, als eine junge Frau kam, um die Beteiligten zu fotografieren. „Sie sei von der Antifa, sagte sie“, erzählt Patrick Tielker, Schülersprecher. Aus der Klasse erkannte sie aber jemand als Mitglied der rechten Szene. Plötzlich standen fünf Rechte mit weißen Masken da und hielten ein Transparent hoch: „Unsere Farben könnt ihr entfernen, unsere Ideen nicht!“

Ein Polizeibeamter in Zivil, der Elternsprecher der Schule ist, schritt ein. Mit einem Neonazi, der fotografierte, geriet er in ein Handgemenge. Für Mensah-Schramm unverständlich, dass der Beamte kein funktionsfähiges Handy dabei hatte. Eine Schülerin musste die Polizei rufen, sagt der 16-jährige Tielker.

Solche Aktionen trügen nicht zur Deeskalation der Situation bei, erklärte jetzt Polizeikommissariatsleiter Werner Steding, da neue Aktionen die Gegnerseite provozierten. „Soll ich den Rechten auch an meiner Schule nicht mehr widersprechen? Soll ich gegen Naziaufmärsche nicht mehr demonstrierten, um die Szene nicht zu provozieren?“, fragt Tielker. Die Debatte spitzte sich nun erneut zu: Der Polizeibeamte und Elternsprecher schrieb in einem Brief, dass linke Jugendliche die Auseinandersetzungen überzogen darstellen würden.

ANDREAS SPEIT ■ arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschlandt