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Archiv-Artikel

DÖPFNER & BRENDER, MOHN & FAMILIE, „STERN“ & FOTOGRAFEN Das schwarze Ungeheuer und der potente Übervater

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SILKE BURMESTER

Liebe taz-Medienredaktion, auch in Kriegszeiten kann man sich seine Freunde nicht aussuchen. Außer bei Facebook, wo man die Freundschaftsanfragen in den Orkus drücken kann.

Nun hat Noch-ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender keine Facebook-Seite und muss nehmen, was kommt. Mathias Döpfner zum Beispiel, Vorstandsvorsitz der Axel Springer AG. Dieser ist Brender im Kampf mit dem schwarzen Ungeheuer zur Seite gesprungen. Das Unwesen, das sich einbildet, die entscheidenden Posten im Fernsehen besetzen zu können und Brender den Garaus machen will, hat eine Menge Arme, mit dem Kopf von Roland Koch das passende Aussehen und hört auf den Namen CDU. „Anmaßend“ nennt Döpfner die Haltung der CDU-Granden in seinem Kommentar in der Bild am Sonntag und sieht die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Gefahr.

Es ist schade, dass Döpfner diese Worte erst findet, nachdem Brender mit dem Hanns-Joachim-Friedrich-Preis ausgezeichnet wurde. Dieser – in der von Springer in vielerlei Hinsicht geprägten Republik – nicht ganz unwichtige Einwurf wäre vor der Preisverleihung oder im Frühjahr gar, als das Eventpolitikum seinen Anfang nahm, so viel schöner, so viel beeindruckender gewesen. Aber vielleicht musste der studierte Theaterwissenschaftler Döpfner auch erst einmal die Wiederwahl der CDU abwarten, bevor er ihr vorwirft, dass sie „die Trennung von Staat und Medien in einer Weise aufweicht, die sich in einer Demokratie nicht gehört“.

Von Axel Springer ist es nur ein Sprüngchen zu einem anderen Medienunternehmer, der ebenfalls Ehefrau und Kinder wegen einer jungen Angestellten sitzen ließ. Noch einmal soll vom Bertelsmann-Patriarchen Reinhard Mohn die Rede sein. Dieses Mal aber mit einem Blick in die Schweiz. Der Tagesanzeiger hatte am Donnerstag in seiner Print- und Onlineausgabe einen Artikel über Liz Mohn veröffentlicht, der unter dem Titel „Die Frau des Bigamisten“ erschien. Nicht nur, dass die Schweizer weniger über Liz Mohn schrieben, als über ihren Mann – das Blatt musste auf Drängen Bertelsmanns zumindest online die Headline ändern. Zwar hatte der holde Reinhard schnell seine Familie verlassen, ließ sich aber erst nach 30 Jahren scheiden, um seine Dauergeliebte Elisabeth zu ehelichen. In der Zwischenzeit hatte diese einen gewissen Joachim Scholz geheiratet und drei Kinder bekommen. Von Mohn. Was die Kinder aber nicht wussten.

Ob Scholz für die Ehe oder die Scheidung von Elisabeth Geld von Mohn – der sich selbst für seine „preußisch anmutenden Tugenden Pünktlichkeit, Selbstdisziplin, Zuverlässigkeit“ (Munzinger) lobte – bekam, geht aus dem Artikel nicht hervor. Ein Bigamist war der Ehrenbürger der Stadt Gütersloh entsprechend nicht. Aber ein Übervater. Und so steht es jetzt auch über dem Artikel: „Die Frau des Übervaters“.

Aber die Sitten sind nicht überall im Hause Bertelsmann verloddert. Beim Stern etwa geht man beachtliche Wege und hat dieser Tage die Fotografen über eine anstehende Honorarerhöhung von 8 Prozent informiert. Ein Zeichen, das Lobpreisung verdient. Allerdings soll dieser Schritt erst vollzogen werden, wenn die Gesamtauflage von Print und E-Paper wieder über einer Million liegt. Das heißt warten. Momentan sieht es nicht danach aus, als habe das Blatt bald mit mehr Käufern zu rechnen. Und gilt die Stern-Grafik schon länger als Schwachpunkt des Heftes, hat man bei der aktuellen Ausgabe das Gefühl, die Gestaltung sei nun gänzlich den Fahrradkurieren überlassen worden.

Damit zurück nach Berlin!