DOMINIC JOHNSON ÜBER FRANKREICHS EINSATZ IN ZENTRALAFRIKA : Die neokoloniale Versuchung
Der Militäreinsatz Frankreichs in der Zentralafrikanischen Republik ist überfällig. Angesichts der ausufernden Gewalt bewaffneter Gruppen und eigenverantwortlich massakrierender Warlords sehnt sich die geschundene Bevölkerung nach Sicherheit und Ruhe. Wenn Frankreich das liefern kann, ist das gut.
Hoffentlich kann Frankreich nun aber seine Neigung zügeln, in der Zentralafrikanischen Republik – mehr noch als in jedem anderen ehemaligen Bestandteil seines einstigen Kolonialreiches – die Politik zu bestimmen. Wenn politische Interventionen aus Paris in Bangui für Stabilität sorgen könnten, wäre die Zentralafrikanische Republik heute das stabilste Land Afrikas. Das alte neokoloniale Spiel, bei dem das eigene Volk hilflos zuschaut, während die Mächtigen in Paris mit dem Schwanz wedeln, darf sich jetzt nicht wiederholen.
Durch unbedachte Stellungnahmen wie die, dass der zentralafrikanische Präsident Djotodia unhaltbar sei, schadet Paris jetzt allen Zentralafrikanern, die die Einhaltung unterschriebener Vereinbarungen und nicht die Waffe für die Grundlage politischer Legitimität halten. Es gibt längst einen Fahrplan für Frieden in der Zentralafrikanischen Republik. Im Januar dieses Jahres vereinbarten alle politischen Kräfte des Landes im „Abkommen von Libreville“ eine politische Übergangszeit bis zu einer neuen Verfassung und Neuwahlen. Als die Séléka-Rebellen im März die Macht ergriffen, bekannten sie sich zu diesem Abkommen; im August setzten sie dafür eine „Übergangscharta“ in Kraft.
Innerhalb dieses Rahmens müsste die Übergangsregierung jetzt Milizen entwaffnen, bewaffnete Gruppen demobilisieren und funktionierende Sicherheitskräfte aufbauen. Frankreich, die Afrikanische Union und die UNO sollten dies ultimativ verlangen und es tatkräftig unterstützen.
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