DOMINIC JOHNSON ÜBER DIE ENTFÜHRUNG DES ROTE-KREUZ-TEAMS IN MALI : Islamisten melden sich zurück
Schneller als befürchtet wächst im Norden Malis wieder die Unsicherheit, nur ein Jahr nach der französischen Militärintervention gegen die radikalen Islamisten dort. Die Entführung eines Teams des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in der Wüste nahe der Stadt Gao, zu der sich jetzt die islamistische Rebellenorganisation Mujao (Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika) bekannt hat, müsste bei den internationalen Partnern des Landes sämtliche Alarmglocken schrillen lassen. Die Geiselnahme kommt ziemlich genau ein Jahr nach dem entscheidenden Vorstoß der französischen Eingreiftruppen in das Kerngebiet der islamistischen Guerilla. Sie ist eine Warnung: Die Mujao, ebenso wie die anderen bewaffneten islamistischen Gruppen Malis, galt eigentlich als weitgehend zerschlagen – sie ist es offensichtlich nicht.
Relativ egal ist es dabei, ob die Mujao von 2014 identisch ist mit der von 2013. Berichte aus Mali legen nahe, dass das einstige Sammelbecken für Dschihadisten aus anderen westafrikanischen Ländern sich im Laufe der Zeit gewandelt hat. Die Truppe rekrutiert jetzt eher Malier, die sich des Vehikels „Mujao“ bedienen, um lokale Streitigkeiten zum Beispiel gegen die Tuareg auszufechten. Das macht die Lage aber nicht einfacher, sondern komplizierter. Es zeigt, dass es im Norden Malis keine grundsätzlichen Berührungsängste gegenüber dem bewaffneten Islamismus gibt – und dass der Staat wenig Respekt genießt.
Frieden in Mali hat noch einen weiten Weg vor sich. Das sollte auch Deutschland bedenken, wenn es seinen Bundeswehr-Ausbildungseinsatz demnächst ausweitet, wie es die Bundesregierung beschlossen hat. Wenn die Ausbildungsmission bisher richtig war, wird sie deswegen zwar nicht falsch. Aber das Umfeld, in dem sie stattfindet, ist ein anderes.
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