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Archiv-Artikel

DOMINIC JOHNSON ÜBER AFRIKA UND DIE KRISE IN SÜDSUDAN Noch lange kein Frieden

Südsudan ist ein Testfall für die afrikanische Staatenordnung und Afrikas Konfliktlösungsdoktrin

Südsudan steht ganz oben auf der Agenda des Staatengipfels der Afrikanischen Union (AU), der gestern in Äthiopien begonnen hat. Mit gutem Grund: Der Zerfall des jüngsten Staates in Afrika ist mehr noch als die spektakuläre Implosion der benachbarten Zentralafrikanischen Republik eine Herausforderung für die postkoloniale afrikanische Staatenordnung, in der das Selbstbestimmungsrecht der Völker auch unabhängig von kolonialen Grenzen eine zentrale Rolle spielt. Er ist auch ein Testfall für die neue afrikanische Konfliktlösungsdoktrin, wonach regionale Vermittlung und regionale Eingreiftruppen Frieden bringen sollen.

Friedensgespräche in Äthiopien haben bereits zu einem Waffenstillstandsabkommen für Südsudan geführt, und das Eingreifen befreundeter Truppen aus Uganda hat die Rebellen in die Defensive gezwungen. Zudem hat die Regierung jetzt einige der festgenommenen Politiker, deren Verhaftung unter dem Vorwurf des Putschversuches im Dezember ein zentraler Auslöser für die Gewalt war, freigelassen. Aber Frieden gibt es im Südsudan deswegen noch lange nicht.

Was kann die AU da tun? Die übliche AU-Strategie bei internen Konflikten in Afrika besteht darin, möglichst die Kontrahenten an einen Tisch zu zwingen und durch Dauerverhandlungen zu ermüden. Auch im Südsudan zielen die laufenden Vermittlungsbemühungen darauf, die Täter vom Kämpfen abzulenken und miteinander zu versöhnen. Aber wer versöhnt die Opfer? Und wie verantwortungsvoll ist es für die internationale Staatengemeinschaft, sich unter Verweis auf den Vorrang afrikanischer Bemühungen fernzuhalten? Nur internationaler Druck brachte einst Sudan dazu, Südsudan die Unabhängigkeit zu gewähren. Nur internationales Handeln wird gewährleisten, dass Südsudan als unabhängiger Staat überlebt.

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