DNA-Tests : Weltmeister im Überwachen
Die befreundeten Gäste aus aller Welt dürften sich im Hochsicherheitstrakt Deutschland jetzt schon nicht mehr wohl fühlen: Die Diskussion über den Bundeswehreinsatz an den WM-Stadien oder die personenbezogenen Tickets haben den Sicherheitswahn vieler Innenpolitiker bereits vor Augen geführt. Noch schlimmer: Die 250.000 Würstchenverkäufer, Stadionwärter oder Berichterstatter, die sich vom Verfassungsschutz durchleuchten lassen müssen, auch völlig ohne jeden Verdacht. Wer nichts getan hat, habe nichts zu befürchten, sagen WM-Sheriffs wie der Niedersachse Uwe Schünemann – und wahrscheinlich wird ihnen sogar ein Großteil der völlig verunsicherten Bevölkerung recht geben.
Kommentarvon Kai Schöneberg
Die WM-Zuschauer in den Stadien werden schon seit langem mit Kameras überwacht. Bei der Weltmeisterschaft sind aber selbst die privaten Betreiber von Leinwandübertragungen auf öffentlichen Plätzen dazu verpflichtet worden, ihre WM-Zuschauer auch per Video zu observieren. Und nun der Plan, Hooligans vor der Weltmeisterschaft mit DNA-Tests zu überziehen: Ein Tag nach der gleichen Ankündigung des Kollegen in Berlin ist Landesminister Schünemann auf den Zug aufgesprungen. Dabei hat er gar keinen Einfluss auf die Analysen, sondern nur der Richter am Amtsgericht, der die Maßnahme nach einem kürzlich verschärften Bundesgesetz anordnet. Das könnte man halbgare Sicherheits-PR nennen. Oder die Kunst, politisches Kapital aus der selbst geschürten Angst zu schlagen.