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Archiv-Artikel

DINOSAURIER SIND WIEDER DA. ALLERDINGS KÖNNTEN SIE DRINGEND MAL EIN UPDATE VERTRAGEN Gefedert und abgespeckt

MICHAEL BRAKE

Neue Dino-Art in Kanada entdeckt“, meldet Spiegel Online. Toll, gibt es also endlich wieder welche? Der neue Saurier, dessen Schädel bereits 2005 entdeckt wurde, heißt Regaliceratops peterhewsi und Forscher nennen ihn angeblich nur „Hellboy“ (was vermutlich so viele Forscher sagen wie Berliner „Telespargel“ zum Fernsehturm).

Was nun die Frage angeht: Ja, es gibt sie wieder und wie es sie wieder gibt! Wir feiern den Sommer der Dinos, los ging das alles vor anderthalb Wochen, als der Hamburger SV, der „Bundesliga-Dino“, sich mal wieder vor dem Abstieg rettete und damit auch sein Maskottchen „Hermann“. Was hatten die Fans anderer Vereine gespottet, dass Hamburg sich ein ausgestorbenes Tier als Glücksbringer erwählt hat. Und über alldem vergessen, wie verdammt lange die Saurier eigentlich auf der Erde lebten. Für 169.999.947 Jahre wird der HSV also noch unabsteigbar bleiben, und dabei circa 273.651.098 Trainer beschäftigen.

Auf Dino reimt sich Kino und auch dort sind die Saurier ganz groß dabei: Gestern startete „Jurassic World“, das Remake/Sequel von „Jurassic Park“. Für den Spätherbst ist der Pixar-Animationsfilm „Der gute Dinosaurier“ angekündigt, und auch im wichtigsten Film des Sommers, dem 80s-Miami-Kung-Fu-Zeitreisen-Nazi-Wikinger-C-Movie „Kung Fury“ spielen Dinosaurier eine tragende Rolle, speziell in Gestalt des sprechenden Polizisten „Triceracop“.

Allen drei Filmen ist gemein, dass Dinosaurier in ihnen aussehen wie vor 20 Jahren – aber nicht wie vor 65 Millionen, wenn man dem aktuellen Stand der Dinoforschung Glauben schenken kann. Die meint nämlich, dass fast alle Saurier als Kälteschutz Federn hatten und zumindest die Männchen auch ziemlich bunte. Die Dinos sahen also gar nicht aus wie Riesenreptilien mit graugrünbrauner Lederhaut, sondern, wie Gerald Hensel auf medium.com schreibt, eher „wie Jar Jar Binks, der sich mit einem großen Strauß gepaart hat“.

Auch Jack Horner, der wissenschaftliche Berater der Jurassic-Park-Filmreihe, weiß das. „Dinos ähnelten eher Rotkehlchen als Krokodilen“, sagte er in einem Interview mit spektrum.de. Warum man das im Film dann nicht berücksichtigen konnte? „Wir konnten jetzt das Aussehen der Dinosaurier nicht plötzlich wieder verändern: Die Konsistenz für den Zuschauer würde doch wohl zu arg leiden, wenn wir jetzt auf einmal Velociraptoren mit Federn zeigen würden.“

DIE FÜNFTAGEVORSCHAU | KOLUMNE@TAZ.DE

Montag Cigdem Akyol Down

Dienstag Doris Akrap Eben

Mittwoch Anja Maier Zumutung

Donnerstag Margarete Stokowski Luft und Liebe

FreitagHeiko WerningTier und Wir

Ach, ach. Da ist ja sogar der HSV progressiver. Hier setzte nach Saisonende eine vereinsinterne Diskussion darüber ein, ob man nicht besser ein Maskottchen brauche, das mehr in die Zukunft gerichtet sei. „Für uns ist ganz klar: Der Dino gehört zu uns und wird definitiv bleiben!“, beendete Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer die Debatte, sagte aber auch: „Wir setzen uns derzeit ganz konkret damit auseinander, wie er künftig in Erscheinung tritt.“

Möglicherweise sehen wir im kommenden Jahr also ein Federvieh im Volksparkstadion. In jedem Fall könnte man Hermann mal abspecken lassen, denn, wie wiederum spektrum.de diese Woche titelte: „Dinosaurier waren gar nicht so fett“.