DIE WERBEPAUSE : Wo ist das Koks?
Punkrock zu einem Jahreszins von 18,9 Prozent. Das gibt es bei der Bank „Virgin Money“, die in Zusammenarbeit mit den Sex Pistols eine Kreditkartenreihe herausgegeben hat. Eingefädelt hat den Deal Richard Branson, der die Band vor 38 Jahren bei unter Vertrag nahm und auch die „Virgin Group“ gründete.
Die Kreditkarten sind ästhetisch an die Punkrockband der 70er Jahre angelehnt. Auf zwei Karten finden sich zwei berühmte Artworks der Band von ihrem ersten und einzigen Studioalbum „Never Mind the Bollocks, Here’s the Sex Pistols“. Auf einer dritten steht der Songtitel „Anarchy in the UK“.
O tempora, o mores. Was waren das noch für Zeiten, in denen Kreditkarten noch ausschließlich dem Kokainkonsum dienten und Punkrock-Bands noch über den Kapitalismus fluchten. Heute machen sie eigene Kreditkarten. Bei dieser unheimlichen „liason“ der Band mit der Finanzbranche könnte man jedoch an den anarchistischen Bankier des portugiesischen Autors Fernando Pessoas denken. Der wahre Anarchist wird Bankier, indem er sich von der wirkungsmächtigsten aller gesellschaftlichen Fiktionen befreit, dem Geld. Wirklich frei ist er also nur, wenn er so viel Geld wie möglich verdient.
Bandsänger John Lydon hatte bereits für Aufsehen gesorgt, als er für eine US-Butterfirma einen Werbespot drehte und damit Geschäftssinn bewies. Lydon ist längst vom Anarchisten zum braven Sozialliberalen geworden, seine Autobiografie „Anger Is an Energy“ würde passender „Anger Is a Product“ heißen. MAF