DIE WERBEPAUSE : Durchaus banal
Von allen Dingen, mit denen man für sein eigenes Warenhaus werben kann, sind Kessel, solche, die man auf den Herd stellt und die pfeifen, sobald das Wasser kocht, das Unverfänglichste. Doch in einer Welt, in der Häuser wie Hitler aussehen, und Katzen und Hydranten ebenfalls, können durchaus auch banale Haushaltsgegenstände die Gestalt des Bösen annehmen.
Das Teil, mit dem die schlecht laufende amerikanische Warenhauskette JC Penney über der Autobahn (auch das noch!) von Los Angeles mit einem riesigen Plakat wirbt, reckt seinen Ausguss wie einen Arm nach oben. Der geschwungene schwarze Griff biegt sich handlich in die Höhe, ein schwarzer runder Knauf sitzt auf dem Deckel des metallfarbenen Gebildes. Im Ergebnis gibt es da schon gewisse Ähnlichkeiten – alles in allem erinnert das Gebilde zwar nicht direkt an Hitler himself, aber eben doch an Hitler-Piktografien, wie auf dem Cover des Buchs „Er ist wieder da“ von Timur Vermes. Oder wie auf dem Filmplakat von „Schtonk“ aus dem Jahr 1992. Wenn es einem bewegten Hitler ähnelt, dann höchstens, wie der Journalist John Aravosis meint, an Cartman, der sich in der Comic-Serie „Southpark“ als Hitler verkleidet.
Entworfen wurde der Wasserkessel nicht etwa von der italienischen Designfirma Alessi, die sonst gern alles, was auf den Tisch kommt, in Männchenform zelebriert. Sondern vom US-amerikanischen Stardesigner Michael Graves. Sollten Sie den Kessel nun kaufen wollen, vergessen Sie es. JC Penney nahm den Kessel inzwischen aus dem Online-Sortiment. NATALIE TENBERG