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Archiv-Artikel

DIE WERBEPAUSE Erste und einzige Person Singular

Am Dienstag wird in Syrien gewählt – und die Wahlplakate der regierenden Al-Ba’ath-Partei kleben auf zerbombten Ruinen. Der Wahlspruch lautet: „Gemeinsam aufbauen“. Präsident Baschar al-Assad lässt sich mit Strahlenkranz abbilden. „Ein wahrer Mann, ein wahrer Führer“, wirbt die Partei des Diktators. Daneben hängen handgeschriebene Vermisstenanzeigen. Seine Anhänger haben die TV-Kampagne auf Englisch übersetzt. Ärgerlich nur, dass sie die dritte Person Singular nicht beherrschen.

Libanesische Journalisten haben nicht nur das falsche Englisch, sondern auch die Bilder korrigiert: Statt mit dem Bäumchen pflanzenden Präsidenten kombinieren sie „Bashar love(s) nature“ mit Bildern brennender Felder. Zu „Bashar love(s) children“ zeigen sie Bilder von Kindern mit Kriegsverwundungen, zu „Bashar respect(s) religions“ zerstörte Kirchen und Moscheen. Ein Video dokumentiert Regierungstreue, die jemanden treten und fragen: „Wer ist dein Gott?“ „Allah.“ In der neuen Version treten sie weiter und schreien die richtige Antwort: „La illa ha Allah Bashar“ – es gibt keinen Gott außer Baschar.

Viele Flüchtlinge fürchten, dass sie nicht mehr in Syrien einreisen dürfen, wenn sie bei der Wahl nicht für Baschar stimmen. Das Wahlverbot, für das sich auch Deutschland entschieden hat, schützt die Exilanten vor diesem Dilemma. Das Ergebnis der ersten Wahl seit 1970 steht bereits fest. Die zwei alternativen Kandidaten Hassan al-Nuri und Maher al-Hajjar gehören ebenfalls der Al-Ba‘ath-Partei an, der einzigen Partei Syriens. Auf ihren Wahlplakaten sieht man im Hintergrund ein gerahmtes Porträt von Baschar al-Assad. Unter dem Hashtag des Al-Ba’ath-Slogans kursieren ironische Variationen: Gemeinsam zerstören. Gemeinsam töten. Oder auch: Senke deine Stimme.

CATARINA VON WEDEMEYER