DIE WERBEPAUSE : Men in White
Milch im Blut sollen die Angestellten haben, wenn sie im Labor über Käse und Joghurt tüfteln. So viel Hingabe sollen die neuen Auszubildenden mitbringen, um die der Milchindustrie-Verband im Namen seiner etwa 100 Unternehmen der Milch- und Molkereiwirtschaft wirbt.
In farbenfrohen Kurzvideos erklären junge Menschen ihre Begeisterung für den Milchberuf. Ein angehender Milchtechnologe hält Pülverchen in die Kamera, Petrischalen sind zu sehen, und trifft Kollegen mit weißen Kitteln im Labor. Er erklärt, dass Molkeneiweiß gut für Sportler sei und Laktose gut für die Medizin.
Dass die Auszubildenden „Milch im Blut“ haben, so der Name der Kampagne, darum geht es gar nicht. Die weiße Flüssigkeit ist hier nur chemisch und technologisch interessant. Und Tiere braucht man auch nicht. „Die Kühe haben in der Molkerei nichts verloren“, sagt der angehende Milchtechnologe dazu. Keine saftigen Weiden oder großen Ställe werden bemüht, um ein gutes Image zu schaffen. Stattdessen zeigt die Kampagne klar, wie wenig die Molkerei-Industrie mit Kühen und Milch zu tun hat. Und ist somit ganz schön ehrlich. Immerhin.
Und sie präsentiert sich potenziellen BewerberInnen lieber als das, was sie ist: eine Branche, in der es um Gewinne geht. Und die fährt sie ordentlich ein. Deutschland ist das größte Exportland von Milchprodukten in der EU. 2013 lag laut Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung der Exportwert mit 9,3 Milliarden Euro vor dem von exportiertem Fleisch.
Der angehende Milchtechnologe drückt das so aus: „Alle sind scharf auf deutsche Milchprodukte.“ Und es fällt der Satz: „Solange Sie Milch trinken, ist der Job krisensicher.“ Also kommet, liebe Bewerberlein, und werdet irgendwas mit Milch! Mit ekligen Kühen werdet ihr mit Sicherheit nichts zu tun haben. Großartig!
Für KonsumentInnen ist das zwar ein harter Einblick in das Business mit der Milch. Aber die sollen das Euterprodukt ja auch nur kaufen und nicht verarbeiten. MARION BERGERMANN