DIE GESELLSCHAFTSKRITIK : Letzte Ausfahrt Homo-Ehe
WAS SAGT UNS DAS? Sehnsucht nach Familie als „Niederlage für die Menschheit“? Ach, Vatikan!
Klar, im Vatikan sorgt die Homo-Ehe für Depressionen, Priester und Nonnen dürfen ja nicht heiraten. Der – von Papst Franziskus eingesetzte – Staatssekretär des Heiligen Stuhls, Kardinal Pietro Parolin, legte bei seinen Ausführungen am Rande einer Preisverleihung in Rom aber Wert darauf, dass es sich beim Ergebnis des Referendums in Irland um mehr handle als um eine „Niederlage für die christlichen Werte“ des verschwiemelten Untenrums.
Die Zweidrittelmehrheit für die Homo-Ehe sei kein kleiner Schritt, sondern eine „Niederlage für die Menschheit“.
Es blieb dann einem anderen Kardinal, dem Präsidenten der italienischen Bischofskonferenz Bagnasco, vorbehalten, das präzise auszuführen. In einem Interview mit der Zeitung La Repubblica definiert Bagnasco sich und die Kirche in bemerkenswerter Manier als Außenstehende, wenn er fragt, „was wir korrigieren und verbessern müssen im Dialog mit der westlichen Kultur“. Zu der sich also die katholische Kirche offenbar nicht mehr zählt – gerade dann, wenn Bagnasco fortfährt, die Katholiken glaubten an die Familie, „die aus einer stabilen Verbindung von Mann und Frau erwächst“ und die „potenzialmente aperta alla vita“ sei, also mit einer grundsätzlichen Offenheit für das Leben.
Eben diese Sehnsucht nach Offenheit für das reale Leben aber ist es, die zum Austausch des CEOs im Vatikan geführt hat. Bergoglio statt Ratzinger – das war vor allem das Versprechen, den Abstieg zur Sekte zumindest zu verlangsamen. Und ganz andersrum gedreht – hätte man im Vatikan ein Ohr für aktuelle Diskurse von „Die Uhr, die nicht tickt“ bis #regrettingmotherhood, so ahnte man: Die Homo-Ehe ist die letzte Ausfahrt Familie, die die westliche Kultur auf mittlere Sicht zu bieten hat. AW