DIE GESELLSCHAFTSKRITIK : Das Spiel ist aus
WAS SAGT UNS DAS? Der ehemalige Schiedsrichter Manfred Amerell ist tot. Es war kein Suizid
Am Mittwochvormittag hatte das Warten ein Ende. Es endete mit der Auskunft der Münchner Polizei, dass bei dem Tod des in seiner Wohnung aufgefundenen Manfred Amerell (65) nichts auf Fremdverschulden oder einen Suizid hindeutet. Gewiss ist, dass das Leben des früheren Schiedsrichters und Schiedsrichterbetreuers beim Deutschen Fußballbund erbärmlich endete. Tagelang hatte der Leichnam des mit einer Frau verheirateten Mannes und Vaters zweier erwachsener Töchter unbemerkt in der Wohnung gelegen. Und doch war der Tod des Mannes, der wegen seiner Annäherungen an einen Jungschiedsrichter seine DFB-Karriere beenden musste, für viele doch nicht so spektakulär, wie sie vielleicht erhofft hätten. Hätte er sich doch umgebracht, mögen sie gedacht haben, als das Warten ein Ende hatte.
Die vorbereiteten Geschichten mit der Chronologie des Streits von Amerell mit dem DFB, dessen seinerzeitiger Präsident Theo Zwanziger früh die Version vom sexuellen Übergriff auf Jungschiri Michael Kempter skandalisiert hatte, während Amerell von einvernehmlichen Handlungen sprach, haben nun nicht den vielleicht erwarteten Ausgang: dass der Schiri aus Leidenschaft mit der Leidenschaft für junge Männer vom DFB mit falschen Anschuldigungen in den Suizid getrieben wurde. Letzte Gewissheit über die Todesursache wird es erst am Donnerstag geben, wenn das Ergebnis der Obduktion feststeht. Vielleicht lohnt sich das Warten darauf ja. ARUE