DIE GESELLSCHAFTSKRITIK : Querschnitt aller
WAS SAGT UNS DAS? Die rechte Vereinigung „Pro Köln“ will beim Kölner CSD mitmachen
Alle Welt in Deutschland glaubt, das schwulesbischtransische Spektrum, das zu einer CSD-Parade lädt, stehe irgendwie automatisch für das Gute, Schöne und Wahre. Politischer Schmuddel bei einem CSD? Niemals!
Offenbar ist es immer eine Mär gewesen, und das beweist auch die Querele um den Kölner CSD am 7. Juli. Denn dort will auch die mindestens rechtspopulistische Formation „Pro Köln“ mitmachen. Unter dem Motto „Wir sind so oder“ fühlten sich die vor allem antiislamisch profilierten Hardliner des politischen Spektrums berufen, auch für die politischen Rechte Homosexueller einzutreten.
Das mag verlogen sein – immerhin gibt es bei „Pro Köln“ Menschen, die öffentlich schon gegen Schwule in der Kirche hetzten. Gleichwohl: Die Teilnahme kann man ihnen mit rechtsstaatlichen Mitteln nicht verwehren. Eine politische Versammlung muss vom Prinzip her offen für alle sein, die an ihr teilnehmen wollen. Die Kölner CSD-Politszene bringt das in Not: Wie kann man bloß den schönen Umzug durch die Stadt am Rhein von den Nutznießern antiislamischer Ressentiments freihalten?
Offenbar gibt es keinen Trick, sich „Pro Köln“ vom Leibe zu halten. Aber warum auch? Ist es denn so schlimm, dass auch die queere politische Paradenszene kenntlich wird als das, was den gesellschaftlichen Tatsache entspricht: eben nicht als Heer der in jeder Hinsicht Fortschrittlichen, sondern als – Querschnitt, ja: Durchschnitt aller?
Überlegungen beim Kölner CSD auf das Prädikat „Demonstration“ zu verzichten, sind im Spiel: Würde man den Umzug behördlich als kommerziell einstufen lassen, gäbe es die Handhabe. Denn ein privater Partyveranstalter darf sagen, wer draußen bleiben soll. Aber wäre das nicht ein Verrat an den politischen Anliegen des CSD schlechthin?
JAN FEDDERSEN