DIE DREI FRAGEZEICHEN : „Einfach abgeschrieben“
WIE BITTE? Der anonyme Plagiatsjäger Robert Schmidt hat die Doktorarbeit von Bundesbildungsministerin Annette Schavan geprüft und ist sich nun sicher: Die Ministerin hat betrogen – auf mindestens 92 Seiten
taz: Herr Schmidt, Sie haben die Doktorarbeit von Bildungsministerin Annette Schavan aus dem Jahr 1980 auf Plagiate geprüft. Was haben Sie gefunden?
Robert Schmidt: Frau Schavan hat zum Beispiel drei Quellen nicht angegeben, die sie verwendet hat. Außerdem gibt es jede Menge Übernahmen aus der Sekundärliteratur, die sie nicht als Paraphrasen gekennzeichnet hat. Der Leser geht davon aus, dass die Gedanken von Frau Schavan stammen. Schließlich hat sie Zitate oder Quellenangaben aus der Sekundärliteratur einfach abgeschrieben. Wegen übereinstimmender Fehler lässt sich das sehr gut nachvollziehen.
Wie sind Sie vorgegangen?
Ich habe mir die Titel der angegebenen Literatur – die ich als mögliche Quellen eingeschätzt habe –besorgt, digitalisiert und mithilfe spezieller Software mit der Arbeit verglichen. Verdächtige Stellen, die sich so nicht finden ließen, habe ich gegoogelt. Auch Literatur, die thematisch zur Arbeit passt, aber nicht erwähnt wird, habe ich mir besorgt.
Die Universität Düsseldorf, an der Schavan promovierte, prüft die Vorwürfe bereits. Warum haben Sie sich zusätzlich diese Mühe gemacht?
Erst einmal musste ich ja eine halbwegs überzeugende Vorarbeit leisten, damit der Promotionsausschuss den Fall überhaupt untersucht. Und da ich mir nicht sicher bin, ob jetzt auch intensiv gesucht wird, habe ich in der letzten Zeit in diese Richtung geforscht.
INTERVIEW: JANNIS HAGMANN
■ „Robert Schmidt“ ist ein Pseudonym, seine echte Identität ist unbekannt. Unter schavanplag.wordpress.com hat Schmidt die verdächtigen Stellen veröffentlicht