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Archiv-Artikel

DEUTSCHLAND MUSS EINE INTERVENTION IN TOGO UNTERSTÜTZEN Eine Frage der Glaubwürdigkeit

Das kleine Togo hat in Westafrika eine besondere Stellung. Sein Diktator Gnassingbé Eyadema war jahrzehntelang einer der brutalsten Gewaltherrscher der Region und zugleich einer der eifrigsten Friedensvermittler in afrikanischen Konflikten. Nun ist er tot – und sein Land braucht selbst Friedensvermittlung. Die internationale Gemeinschaft zeigt sich dieser Aufgabe nicht gewachsen.

Seit den 90er-Jahren warnen Togos Bürgerrechtler: In diesem Land mit seiner engen Verquickung von Einheitspartei, Herrscherfamilie und Militärführung können demokratische Wahlen nicht unter Aufsicht des Staatsapparats gelingen. Die vergebliche Forderung nach internationalen Truppen, die das Gewaltmonopol von Togos Armee brechen, beherrschte schon damals die Diskussion. Der Tod Eyademas in diesem Jahr hätte die Gelegenheit bieten können, diese verpasste Gelegenheit nachzuholen: Eine neutrale Übergangsregierung mit internationalem Schutz bereitet freie Wahlen vor – so wie in Liberia und zumindest der Planung nach auch in der Elfenbeinküste. Stattdessen vertraute die Welt dem kopflos gewordenen Eyadema-Apparat. Es hat nicht funktioniert.

Muss nun eine westafrikanische Eingreiftruppe in Togo landen, um Bürgerkrieg zu verhindern? Schwer wäre es nicht. Die Hauptstadt Lomé liegt an der Grenze zu Ghana. Von Lagos in Nigeria ist sie nur 200 Kilometer entfernt. Kein Vergleich mit Sierra Leone oder Liberia.

Aber es wäre der erste regionale Eingriff gegen den Willen der Neokolonialmacht Frankreich, einer bis heute treuen Stütze des Eyadema-Clans. Vielleicht ist dies der Grund für die Zurückhaltung der Westafrikaner. Vielleicht ist dies auch der Punkt, an dem Deutschland, das unter Togos Demokraten einen guten Ruf genießt, seine Stimme in der EU erheben sollte, um die Anerkennung der Siegesproklamation des Diktatorensohns Faure Gnassingbé zu verhindern und die Einsetzung einer neutralen Übergangsregierung unter internationalem Schutz zu unterstützen. Die Glaubwürdigkeit europäischer Mahnungen für mehr Demokratie in Afrika hängt davon ab. DOMINIC JOHNSON