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Archiv-Artikel

DEUTSCHLAND IST EUROPAMEISTER, UND WAHRE FUSSBALLFREUNDE JUBELN Kick it like Pohlers

Fußballdeutschland liegt nicht am Boden. Die Nationalmannschaft ist Welt- und Europameister, und auch der Uefa-Cup konnte in diesem Jahr erneut ins Land des Kaisers geholt werden. Doch es sind nicht die teuer bezahlten Männer, die die Triumphe einfahren – es sind die Frauen, die beinahe jeden Gegner in Grund und Boden spielen. Bei den Männern sieht das – trotz Klinsmanns Spaß an der Freude – anders aus, ganz anders.

Nun ist es nicht so, dass die deutschen Frauen besser Fußball spielen. Sie spielen anders. Genau genommen ist Frauenfußball eine eigene Sportart. Die Frauen laufen nicht so schnell über den Platz, wie die Männer es im Zeitalter des Tempofußballs tun. Sie gehen auch nicht ganz so entschieden in die Zweikämpfe. Es gibt weniger Fouls und ganz wenige wirklich hässliche Szenen.

Kritiker des Frauenkickens mögen von Zeitlupensport sprechen und fehlenden Körpereinsatz bemängeln. Freunde der Taktikanalyse allerdings freuen sich schon lange an den attraktiven Spielen, deren System sich jedem Zuschauer erschließt. Es wird Fußball gespielt, nicht gekämpft. Wer Fußball also genießen will, der wird bei einem guten Frauenkick sicherlich auf seine Kosten kommen. Auch grölende, pöbelnde und nach Alkohol stinkende Anhängerscharen wird man bei den Fußballerinnen nicht antreffen. Wenn Frauen kicken, geht es um Sport – um nichts anderes.

Und vielleicht spielen Deutschlands Kickerinnen ja auch deshalb so gut, weil sie sich noch auf ihr Handwerk konzentrieren können, weil sie keine Berater im Hintergrund haben, die ihre Persönlichkeitsrechte an Werbepartner verschachern. Die Frauen haben es also auch leichter als die Männer. Wenn eine Conny Pohlers mit ihren Toren Spiele entscheidet, dann liegt ihr nicht gleich eine ganze Nation zu Füßen. Und wenn eine Steffi Jones in der Abwehr einmal über den Ball tritt, dann wird sie noch lange nicht mit Füßen getreten.

Die Herren Huth und Podolski hingegen werden mit Emotionen aller Art nur so überhäuft. Aber sie spielen ja auch nicht Frauenfußball – sie betreiben eine andere Sportart. ANDREAS RÜTTENAUER