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Archiv-Artikel

DER SIEBTE TAG Falscher Held

Polanski ist unter Hausarrest, Pocher wurde bei dem Versuch, ohne Einladung zur „Cinema for Peace“-Gala zu kommen, von der Polizei abgeführt, alles schön und gut. Doch haben Sie zur Berlinale nicht auch einen richtigen Skandal erwartet? Hier könnte er sein: Der rumänische Film „Portrait of the Young Man as a Fighter“ (Forum) soll einen Antisemiten verherrlichen. Ein am Montag bei Dieter Kosslick und den Organisatoren des Forums eingegangenes Protestschreiben des Nationalen Instituts für Holocaust-Studien Elie Wiesel aus Bukarest fordert die Entfernung des Films aus dem Berlinale-Programm, weil – Zitat – „Ion Gavrila Ogoranu ein Mitglied der faschistischen, antisemitischen und rassistischen Miscarea Legionara war, der Legionärs-Bewegung.“

In „Portrait of the Fighter as a Young Man“, dem Langfilmdebüt des 36-jährigen Rumänen Constantin Popescu, sieht man ebenjenen Ion Gavrila Ogoranu, gespielt von Constantin Dita, 163 Minuten lang mit seinen Partisanen im Kampf gegen die Securitate durch den Wald robben. Im Forum-Katalog steht, der Film sei „weit entfernt von jenem Heldentum, mit dem der antikommunistische Widerstand heute oft verklärt wird“. Im Film sind die jungen Partisanen meist frisch rasiert, während die Securitate-Männer schmerbäuchig sind. Doch, man sieht hier Helden. Zwar fällt kein antisemitischer Spruch, doch dass in 163 Minuten ausgiebig auf Ogoranus Verachtung der Sowjets eingegangen wird, nicht einmal aber auf seinen dokumentierten Judenhass, deutet auf einen großen Willen zur Ausblendung hin. Popescu sagt in dem im Forum-Katalog abgedruckten Interview, sein Film sei kein Dokumentarfilm. Warum zeigt er dann Bilder des echten, 2006 gestorbenen Ogoranu? Wohin Heroisierungen führen, wenn solche Details fehlen, hat man schon erlebt. So muss man schwule Indieboys, die mit Che-Guevara-T-Shirts herumlaufen, noch immer darauf hinweisen, dass Che Schwule ins Arbeitslager schickte.

Das Publikum wurde vor dem Screening des Films am Montagabend nicht darauf hingewiesen, dass ein Protestschreiben des Wiesel-Instituts vorliegt. Dass der Regisseur – wie im Arsenal lediglich erklärt wurde – frühzeitig aus Berlin abgereist ist, sodass es nach dem Film zu keiner Fragerunde kommen konnte, war noch ungünstiger. Denn auch wenn Forderungen nach Absetzen des Films, sprich nach Zensur, nichts bringen, wie Forum-Direktor Christoph Terhechte in seiner Stellungnahme gestern Vormittag richtig schrieb: Bringt es etwas, Diskussionen aus dem Weg zu gehen? JAN KEDVES