DER RECHTE RANDWIE ES IN DER NPD RUMORT : „Seriös peinlich“
Die Kritik am Zustand der NPD hat im Internet schon mehr Leser, als die rechtsextreme Partei Mitglieder hat: Zum Bundesparteitag am vergangenen Wochenende hin hatte Thomas Wulff, einer der führenden Köpfe von NPD wie auch der „freien Kameradschaften“, eine Zustandsbeschreibung veröffentlicht. Genauer: ein Brandschreiben gegen den amtierenden Bundesvorsitzenden Holger Apfel.
In Hamburg, wo Wulff Vizevorsitzender ist, würden viele Mitglieder die „Entwicklungen angewidert“ verfolgen, schreibt er. Aber nicht nur im Norden werde Apfels „seriöse Radikalität“ als „seriöse Peinlichkeit“ wahrgenommen. Konkret hält Wulff Apfel vor, eine „faktische Aufkündigung des Volksfrontpaktes“ zu betreiben: 2004 hatte Wulff mit dem langjährigen Bundesvorsitzenden Udo Voigt die „gemeinsame Front“ von NPD und Kameradschaften geschmiedet – inklusive seines eigenen Eintritts in die NPD. Der Partei brachte das Zusammenspiel Wahlerfolge, neue Mitglieder und erhöhte Aktivitäten insgesamt. Inzwischen aber, so Wulff, kümmere sich die Führungsriege eher um ihr „persönliches Fortkommen“ als um die nationale Bewegung.
In der Szene wird diese Kritik nachhallen: Wulff hat als Mitbegründer der Kameradschaften bundesweit Einfluss, bestimmt Entwicklungen mit. Er könnte gar eine Erosion in der NPD mit auslösen: Der Vorsitzende der jungen Partei „Die Rechte“, Christian Worch, signalisierte schon, man nehme ehemalige NPD-Mitglieder gerne auf.
Wulff fordert, die Köpfe der NPD zu erneuern und die „Geisteshaltung zu radikalisieren“. Wes’ Geistes Kind er ist, verschweigt er dabei nicht: In Anspielung auf den 20. April, Adolf Hitlers Geburtstag, führt er aus: Der „größte Sohn unseres Volkes“ sei, anfangs ohne große Mittel, zur „Verkörperung der Hoffnung von Millionen“ geworden – weil er „zu jedem politischen Opfer“ bereit gewesen sei.
Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland