DER RECHTE RAND : Der über die Bibel redet
Die Botschaft der Bibel verbreitet Werner Gitt unermüdlich. Längst gehört der ehemalige Direktor des Fachbereichs Informationstechnologie an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig zu den umtriebigsten Vertretern des Kreationismus hierzulande. Am heutigen Donnerstag referiert Gitt in Räumen der Universität Hannovers darüber, „warum ich als Wissenschaftler der Bibel glaube“.
Das Präsidium der Hochschule müsse den Termin absagen, verlangt der Asta. Und das nicht nur, weil Gitts Thesen wissenschaftlichen Standards zuwiderliefen, so Jan Harig von der Studierendenvertretung. Sondern wegen rechtslastiger Positionen.
„Protest, das habe ich noch nie erlebt“, sagt Gitt zur taz. Er ist Mitglied des Vereins „Studiengemeinschaft Wort und Wissen“, der gegen die Evolutionstheorie ankämpft und mit dem Forum „Bibel – Glaube – Wissen(schaft)“ verbunden ist. Dieses Forum wiederum hat ihn eingeladen. Gitt selbst versichert: „Ich rede über die Bibel.“
Das Buch ist für ihn allerdings Gottes wahres Wort. Gern zitiert er daraus den Apostel Paulus: „Ich glaube allem, was geschrieben steht.“ Und das sollte sich, betont Gitt, „nicht auf den Kreationismus beschränken“. Vorträge hält er auch bei Organisationen, die so genannten Lebensschutzgruppen nahe stehen, die das Selbstbestimmungsrecht der Frau bekämpfen. Gitt verkündet schon mal, Homosexualität sei „unzüchtig“ und zitiert wiederum: „Die Unzüchtigen wird Gott richten.“ Auch Wilde Ehen und außerehelicher Geschlechtsverkehr erregen sein Missfallen. Über eventuelle Strafen schon im Diesseits schweigt er auf taz-Nachfrage.
„Er meint das mit seinem Glauben ernst“, sagt Reinhard Hempelmann, Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen. Längst nicht nur in konservativ-christlichen Kreisen werde die Bibel nicht selten „strikt wortwörtlich“ genommen.