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Archiv-Artikel

DER KLIMASCHUTZ BRAUCHT KEINE MAMMUTKONFERENZEN Kleiner, langsamer, regionaler

Rund 9.000 Teilnehmer, zehn Verhandlungstage, herausgekommen ist fast nichts. Der Klimagipfel in Montreal ist gescheitert, aber das sagt natürlich niemand der Beteiligten. Denn so viel Reise- und Gesprächsaufwand muss sich einfach gelohnt haben. Dieses Denken ist typisch für den gesamten Klimaschutz: Er ist ein Instrument der Selbstsuggestion. Mit bombastischer Bürokratie und Regelungsdichte wird ein Emissionshandel installiert, damit man sich einbilden kann, dass alles getan sei, um die Treibhausgase zu reduzieren. Denn so viele Berater, Zertifizierer und Prüfer können sich doch gar nicht irren. Tatsächlich jedoch steigt der weltweite Energieverbrauch unverdrossen – genau wie die CO2-Emissionen. Aber diese Absurdität wird nicht wahrgenommen.

Aufwändig ist nicht nur der Emissionshandel. Auch sonst funktioniert der Klimaschutz bisher außerordentlich umständlich und ineffizient. Beispiel Biodiesel: Inzwischen belegen Studien, dass er gar nicht so ökologisch ist, wie immer alle dachten. Das ist enttäuschend. Daraus wird jedoch landläufig nur geschlossen, dass man dann eben andere Biokraftstoffe entwickeln muss. Denn der Glaube an die Alternative zum fossilen Öl ist ungebrochen – egal wie hoch die Subventionen dafür sein müssen. Viel hilft viel, das glauben nicht nur naive Kranke beim Tablettenschlucken.

Dieser künstliche Aufwand funktioniert wie eine Beschwörungsformel: Wenn der Klimaschutz nur teuer erkauft wird, dann funktioniert er ganz bestimmt. In dieses Szenario passt auch, dass technische Mammutlösungen so beliebt sind – vom Riesenfilter bis zur CO2-Verpressung. Dabei wäre der Klimaschutz viel billiger zu haben: Durch gezielten Verzicht. Wenn etwa Autos kleiner und langsamer werden, wenn das Gemüse der Saison und der Region gegessen wird. Diese neue Bescheidenheit ist auch unaufwändig herbeizuführen: Eine erhöhte Ökosteuer würde schon reichen. Aber das ist überhaupt nicht trendy, so wenig wie das Wort Verzicht. Da sind doch riesige Klimaschutzkonferenzen viel attraktiver, auf denen sich alle wichtig fühlen können. ULRIKE HERRMANN