DER DFB IST FEIN RAUS NACH DEM SCHNELLEN URTEIL GEGEN HOYZER : Viele Fragen bleiben offen
Der Deutsche Fußball-Bund wird die Urteile im Hoyzer-Prozess mit Genugtuung zur Kenntnis genommen haben. Nur ein dreistes Bubenstück wollte die Staatsanwaltschaft im größten Fußballskandal nach den Schiebereien Anfang der Siebzigerjahre erkannt haben. Von organisierter Kriminalität war keine Rede mehr, von einer „Kroatenmafia“ ebenso wenig. Das Gericht schloss sich dieser Sichtweise im Prinzip an und verhängte relativ milde Strafen – auch wenn der ehemalige Schiedsrichter Robert Hoyzer neben Ante Sapina ins Gefängnis muss.
Der Skandal, der Fußballdeutschland so sehr erregte, ist nach dem Eilverfahren auf ein Maß gebracht, mit dem DFB und gemeine Fußballfans leben können. Die Fußball-WM, die in acht Monaten beginnt, trägt nicht den Makel eines laufenden Strafverfahrens. Nach nur zehn Verhandlungstagen fiel das Urteil. Die Strafkammer verzichtete, wie geplant über hundert Zeugen zu vernehmen, und schenkte den Aussagen von Sapina und Hoyzer Glauben. Sapina schlüpfte in die Rolle des charmanten Betrügers, dem man seine Taten kaum verübeln kann. Hoyzer gab sich als reuiger Kronzeuge, der den Fehler seines Lebens gemacht hat.
Alles nicht so schlimm, scheint es. Und doch blieb vieles ungeklärt bei der Aufarbeitung im „Ruckzuck-Stil“, wie der DFB gefordert hatte. Dazu gehört die Rolle des Fußball-Bunds, der die aufkeimenden Verdachtsmomente anfangs lieber intern behandeln wollte, als offensiv Aufklärung zu betreiben. Auch hat der Verband alles Erdenkliche unternommen, damit Erstligaspiele nicht in den Ruch von Schiebung gelangten. Der DFB ist nun fein raus: Die Buben haben ein paar krumme Dinger gedreht, für die sie nun büßen müssen. Schnell in Vergessenheit geraten wird, dass über vierzig Personen in das Geschehen verwickelt waren, aber aufgrund von Beweisproblemen nicht angeklagt werden konnten. Galt die Affäre zu Beginn als „Schlag ins Gesicht des deutschen Fußballs“ (Schalke-Manager Rudi Assauer), so verlässt der den Gerichtssaal nun mit roten Bäckchen. Für den DFB kann die WM nun beginnen. MARKUS VÖLKER