DER BISCHOF VON MOSTAR WILL VON FRIEDENSBOTSCHAFTEN NICHTS WISSEN : Katholische Blockade
Sicherlich, die Eröffnungsfeier der Brücke in Mostar ging vielen Einwohnern ans Herz. Jeder Redner sprach vom Frieden und von der Verständigung zwischen den Kulturen, der Brücke zwischen Ost und West, zwischen Muslimen und Christen. Und dennoch bleibt ein fader Beigeschmack. Niemand sprach nämlich von den weiter schwelenden Konflikten. Und niemand wagte es, jene anzugreifen, die nach wie vor unversöhnlich sind.
Dabei sind die nicht irgendwer. Indem der katholische Bischof von Mostar nicht zur Feier kam, zeigte er, wo er und die katholische Kirche der Herzegowina stehen. Das nach dem Krieg auf einem Berg über Mostar aufgerichtete riesige Kreuz, just an einer Stelle, von der aus die Stadt beschossen wurde, macht ihre Botschaft für alle sichtbar. Nichtkatholiken betrachten dieses Kreuz als Bedrohung. Ratko Perić, der Bischof, weigert sich bis heute, mit den Vertretern anderer Glaubensgemeinschaften überhaupt nur zu sprechen.
Zwar schwelt innerhalb der bosnisch-herzegowinischen Kirche ein Konflikt mit den zentralbosnischen Katholiken, die für Verständigung und Dialog mit allen Religionen eintreten. Doch dieser Konflikt wird unter den Teppich gekehrt. Indem die Mehrheit des Klerus im Nachbarstaat Kroatien schweigt, deckt sie zudem die harte Haltung des Bischofs von Mostar. Sie behindert damit eine breite gesellschaftliche Diskussion, die immer wieder vom kroatischen Präsidenten und versöhnungsbereiten Humanisten Stipe Mesić angestoßen wird.
Indem der jetzige Papst in den letzten Jahren zwar Sarajevo und Banja Luka besuchte, um Mostar aber einen weiten Bogen machte, zeigt der Vatikan, dass er die Position Ratko Perić’ nicht akzeptiert. Es wird also allerhöchste Zeit, dass der katholische Klerus in Kroatien und in Bosnien und Herzegowina eindeutig Stellung nimmt und den Bischof von Mostar in seine Schranken weist. Wer nämlich die ausgestreckte Hand von muslimischer und orthodoxer Seite in Mostar zurückweist, steht im Geruch, die glaubensimmanente Friedensbotschaft des Christentums selbst nicht allzu ernst zu nehmen. ERICH RATHFELDER