DER ANSCHLAG VON TABA IST FÜR ÄGYPTEN EIN SUPER-GAU : Die Rückkehr der Unsicherheit
Anschläge auf Israelis finden fast überall in der arabischen Welt heimliche Zustimmung. Das hat mit der israelischen Besatzung des Westjordanlandes, des Gaza-Streifens und auch der Golanhöhen zu tun. Gerade in der letzten Woche ist die israelische Armee wieder einmal besonders brutal gegen die Palästinenserlager im Gaza-Streifen vorgegangen. Doch zumindest in Ägypten wird diese Stimmung diesmal schnell umschlagen.
Für Ägypten wird sich der gestrige Anschlag als eine Art Super-GAU erweisen. In den letzten Jahren wurden immer wieder neue Rekordzahlen an Besuchern geschrieben. In einem Land, in dem jeder zehnte Arbeitsplatz vom Tourismus abhängt, war dieser stets der wirtschaftliche Rettungsanker. Wenn die Besucher nun ausbleiben, geht es mit dem ohnehin schon ökonomisch angeschlagenen Ägypten noch weiter bergab.
Doch auch politisch werden die Auswirkungen für das Land am Nil verheerend sein. Das Regime hat in den letzten Jahren immer stolz darauf hingewiesen, dass es nach einer Periode der Unsicherheit Mitte der Neunzigerjahre geschafft hat, in Ägypten für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Überall in den benachbarten Ländern wüteten al-Qaida und Co, sei es in Saudi-Arabien, Tunesien oder Marokko. Nur in Ägypten war es seit dem blutigen Massaker von Luxor vor sieben Jahren ruhig geblieben. Die heimischen militanten Islamisten waren unter Kontrolle gebracht. Doch nun steht die Regierung in Kairo vor einem Scherbenhaufen.
Aber nicht nur für die Regierung hat der Anschlag katastrophale Folgen, sondern auch für den Rest der politischen Landschaft. Denn nun wird der Staat die Daumenschrauben wieder anziehen und sicherlich in den nächsten Tagen hunderte von Islamisten verhaften, da die Verdächtigen in diesen Kreisen vermutet werden. Im vergangenen Jahr wurde überall in Ägypten über längst überfällige Reformen diskutiert. Vor allem wurde ein Ende des seit 30 Jahren andauernden Ausnahmezustands gefordert. Damit ist es nun mit Sicherheit erst einmal vorbei. KARIM EL-GAWHARY