DER ALTE MEISTER : Klack
Ein Ritual der Kindheit: Schön unter der Decke eingekuschelt, drückt man auf die Play-Taste des Plastikradios und lauscht dem Hörspiel. Während sanfte Stimmen Märchen erzählen, Bibi Blocksberg auf ihrem Besen flog und Benjamin Blümchen umhertappte, schlief man ein. Nach 30 Minuten war dann die erste Seite zu Ende, der Apparat schaltete sich aus. Klack.
In den Kinderzimmern heute werden die Geschichten auf CDs gehört oder aus dem Internet heruntergeladen. Die Plastikkassette gibt es zwar noch, aber diese wird zunehmend zu Ramsch, ein auf Trödelmärkten verhökertes Relikt. Der Marktanteil des Tonträgers sinkt unaufhörlich – 2010 kam er gerade mal auf ein Prozent. „Bandsalat“ stand schon seit 2005 im „Lexikon der bedrohten Wörter“. Und nun droht der Kassette das endgültige Aus. Denn der Marktführer „Europa“ schwenkt nun fast ganz auf CDs um. „Hui Buh, das Schlossgespenst“, „Hanni und Nanni“, „Bob der Baumeister“ sowie „Fünf Freunde“ und „TKKG“ gibt’s künftig ausschließlich auf CD. Nieder wieder Bandsalat, nie wieder den Stift in eins von zwei Löchern stecken und drehen, bis die Finger wund sind. Denn es lohnt sich schlicht nicht mehr, heißt es dazu aus dem Hause Europa. Einzig „Die drei ???“ dürfen weiter auf dem von Philips 1963 erfundenen Tonträger erscheinen, solange der Vorrat an Magnetbändern ausreicht.
Das rechteckige Kunststoffgehäuse mit hohem Mechanikanteil und schmalem Tonband im Inneren hat ausgedient, der Bandsalat wird weniger – knapp 40 Jahre nach der Markteinführung. Es ist Zeit, Abschied zu nehmen von einem Medium, das noch ein schnelles Ende kannte. Und auch die Zeiten des Mixtapes sind wohl bald endgültig vorbei. Klack. CAK