DAVID DENK DER WOCHENENDKRIMI : Das große Babbeln
Zufälle gibt’s! Da ermittelt Mario Kopper (Andreas Hoppe) im Mord an einer einsamen Lehrerin mit vielen Feinden und trifft auf eine rehäugige Referendarin (Claudia Eisinger), die ein Halbstarkenkettchen trägt, auf dem sein Name eingraviert ist. Nach ein bisschen Amore hatte Mario es einst Maries (!) Mutter geschenkt.
Doch natürlich darf ein „Tatort“-Kommissar nicht so plötzlich Vater werden – für die Katz ist der Seitenstrang des Drehbuchs von Hans Gerd Müller-Welters und Thomas Freundner (auch Regie) natürlich trotzdem nicht – für die Tonne schon eher. Ausgerechnet der echte Vater hilft bei der Lösung des Falls.
Angesichts solcher Konstruktionen, so plump wie das inflationär gebabbelte Kurpfälzisch, kann sich der Zuschauer nur in seiner Intelligenz beleidigt fühlen. Dieses Problem kennt man beim SWR offenbar nicht.
Ein weiteres Ärgernis sind wie so oft die Dialoge: Den Schauspielern bleibt gar nichts anderes übrig, als sie aufzusagen wie ein Weihnachtsgedicht, weil so kein Mensch spricht – auch nicht in Mannheim/Ludwigshafen. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nichts mehr“, sagt ein desillusionierter Hausarzt (Stephan Schwartz), der „kein Kassenknecht“ sein mag. Ein bisschen Volkshochschule muss auch sein: Als Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) mit der Schülerin Eshe (Corazon Herbsthofer) über deren somalische Mutter spricht, sagt die Tochter: „Sie lebt immer noch in Afrika.“ Und die Kommissarin: „In Afrika ist das genauso falsch.“ Aha, so, so. Gemeint ist Genitalverstümmelung – das unvermeidliche „Thema“ des Films, wie sich gegen Ende herausstellt.
Und muss Eshes Mutter (Florence Kasumba) so dümmlich radebrechen? Fühlt man sich als Schauspieler da nicht verarscht?
Gefallen hat nur Wolfgang Michael, der als Eshes Stiefvater so missmutig daherknarzt, wie dieser Film den Zuschauer zurücklässt. Die Welt mag schlecht sein – dieser „Tatort“ ist schlechter.
■ Ludwigshafen-„Tatort: Tod einer Lehrerin“, So., 20.15 Uhr, ARD