DAVID DENK DER WOCHENENDKRIMI : Reif für die Paartherapie
Im 50. „Tatort“ aus Köln wurde Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) ein Job beim BKA in Wiesbaden angeboten: Er hätte annehmen sollen, dann wäre ihm der nervtötende Zickenkrieg mit Partner Freddy Schenk (Dietmar Bär) im 51. Fall „Ausgekreuzt“ erspart geblieben – und nicht zuletzt dem Zuschauer. Daraus ergibt sich der Wunsch an die Redaktion: Mischt dem rauen Umgangston mal wieder mehr Wärme bei, damit man nachvollziehen kann, was Ballauf in Köln hält.
Der zweite Wunsch wäre mal wieder ein richtig gutes Drehbuch, so was wie „Manila“ und „Kindstod“ – und bitte nie, nie wieder so einen belehrenden Murks wie diesen Fall (Regie: Thorsten C. Fischer). Thema: das Für und Wider der Gentechnik, das Ballauf und Schenk unter anderem bei einem Teller Pommes in einer Kneipe (!) durchkauen („Wenn da Gene drin sind, dann will ich das wissen“). Von der Würstchenbude am Rheinufer fehlt jede Spur. Vielleicht brauchte sie ein bisschen Abstand – nur zu verständlich.
Die Frage, für die sich der Zuschauer schnell nicht mehr interessiert, lautet: Wer mordet sich durch das Gentechnikinstitut? Militante Gegner wie Alexander Geyda (Tom Schilling) oder einer der Mitarbeiter aus den Forschungsgruppen, die mit harten Bandagen gegeneinander um Geld und Geltung kämpfen?
Kommen wir zum dritten Wunsch an die WDR-„Tatort“-Redaktion: Schenkt euch die privaten Nebenhandlungen. Nachdem der eingefleischte Single Ballauf sich im Jubiläumsfilm verknallt hat, steht nun sein vermeintlicher 17-jähriger Sohn vor der Tür – potz Blitz! Da können auch nur Profis drauf kommen (Buch: Karl-Heinz Käfer).
Gegen Ende des Films, als das Skript ihn auf eine neue sinnfreie Fährte führt, ereifert sich Ballauf: „Da zerbricht man sich nächtelang den Kopf über die Desoxyribonukleinsäure, und am Ende soll es wieder mal eine Beziehungstat gewesen sein.“ Der Zuschauer fühlt sich mindestens so verarscht wie er.
■ Köln-„Tatort“: „Auskreuzung“, So., 20.15 Uhr, ARD